Bernadette La Hengst

“Wir sind die Vielen“

Krautrockchansons meet ArabPop auf der Straße des Lover’s Soul“ verspricht der Promotext des 6. Soloalbums der Berliner Musikerin Bernadette La Hengst. Schon das Cover, auf dem sie ungeschminkt und nicht-gephotoshopped zu sehen ist, ist ein Statement. Seit 2000 ist sie solo unterwegs und macht dabei mit politischen Aktionen von sich reden, von der Dorfoper gegen Landflucht bis zur #unteilbar-Demo. Wo sie ist, versammelt sie Menschen um sich herum und kämpft mit phantasievollen Projekten für Gemeinschaft, Vielfalt und Klimaschutz. So auch auf ihrem neuen Album. „I Need Air“ und „I Am An Island“ hat sie zur Weltklimakonferenz in Polen geschrieben und mit einem Kinder- und Jugendchor aufgenommen. Der Titelsong „Wir sind die Vielen!“ ist in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen als Aktion gegen Rechts entstanden. Mit Musiker*innen aus Marokko und dem Libanon wie der Oudspielerin Youmna Saba hat sie Roadmovies kreiert, die von ihren Eindrücken einer Reise von Madrid bis Casablanca erzählen. Eindrucksvolle Höhepunkte liefern „Mutterland“ und „Das Leben muss scheitern“, das sie mit der Saxophonistin Samantha Wright und der Posaunistin Sonja Beeh eingespielt hat (Kolleginnen des David Bowie-Musicals „Lazarus“, wo La Hengst in den letzten Monaten für die Leadgitarre zuständig war). Hoffnungsfrohe Liebeslieder kann sie auch: „Verstummen“ beschließt das reichhaltige Album, in dem so viel Wichtiges gesagt wird. Protestsongs mit Herz und Hirn, zu denen sich auch noch vortrefflich abrocken lässt.

CD, 2019, 13 Tracks, Label: Trikont

Mane Stelzer

22.03.2019