Smoke Fairies

“Wild Winter“

Ein gefälliges Weihnachtsalbum mit den üblichen Coverversionen totgenudelter Klassiker wie „Feliz Navidad“ oder „Jingle Bells“ rausbringen? Nicht mit uns, dachten sich Jessica Davies und Katherine Blamire alias Smoke Fairies, als sie „Wild Winter“ aufnahmen: Das britische Singer-/Songwriter-Gitarren-Duo hegt eine tiefe Hassliebe zum Winter und all seinen Begleiterscheinungen, aber Schlittenglöckchen und jubilierende Engelschöre haben die beiden dabei nicht im Kopf. Schon eher die dunklen Seiten der Monate von November bis Februar, und davon gibt es einige wie zum Beispiel die Vorstellung, „Christmas Without A Kiss“ zu verbringen und sich aufgrund Tristesse und Einsamkeit mit „So Much Wine“ schlicht und einfach zu betrinken. Fiel das letzte, selbstbetitelte Album der Smoke Fairies fast ein bisschen zu zart und lieblich aus, finden die zwei Musikerinnen mit ihren schwarzglänzenden Wintersongs zur Hochform: „Wild Winter“ ist ein im besten Sinne ungewöhnliches Weihnachtsalbum, Blamire und Davies schwelgen in schwermütigem Blues und Folk, mal balladesk und reduziert, mal üppiger mit wahren „walls of sound“ und auch mal überdreht und tanzbar wie bei „3 Kings“. Die Gitarre wird indiepop-mäßig gezupft, die voluminösen Stimmen ranken sich umeinander und tappen doch niemals in die Süßlichkeitsfalle, bleiben rau und cool. Apropos ungewöhnlich: Wer würde schon Captain Beefheart für ein festtägliches Album covern? Die Smoke Fairies tun das („Steal Softly Thru Snow“) und es gelingt ihnen grandios. In Großbritannien war „Wild Winter“ bereits im vergangenen Jahr exklusiv erschienen, nun ist es auch hierzulande erhältlich – glücklicherweise, alles andere wäre ein sträfliches Versäumnis für hiesige Gabentische.

CD, 2015, 10 Tracks, Label: Full Time Hobby

Christina Mohr

09.12.2015