Nell Bryden

“What Does It Take“

Jazz, Blues, Folk oder Country? In welche Richtung geht das erste Album der amerikanischen Songwriterin, Sängerin und Gitarristin Nell Bryden? Mal fühlt man sich in die ‚Swinging 20s‘ des letzten Jahrhunderts versetzt und mal in die Sphären der modernen US-amerikanischen Country-Musik. „Die meisten meiner Einflüsse sind Songs, die aus einer früheren Ära kommen“ so beschreibt Nell Bryden den Einfluss auf ihre Musik. In Brooklyn, New York, aufgewachsen strebte Nell Bryden zunächst als Tochter einer Sopransängerin und einem Künstler eine Karriere als Opernsängerin an. Als sie jedoch als Teenager das erste Mal Jimi Hendrix und Janis Joplin hörte und nach dem Ende der Highschool ein Jahr durch Australien tourte, kaufte sie sich eine billige Gitarre und fing an ihre eigenen Lieder zu schreiben. Danach ging sie zunächst andere Wege. Nell Bryden arbeitete erst in einem Flüchtlingslager in Thailand und graduierte nach einigen Jahren des Studiums in Boston in Literatur. Nach einem ersten nicht vollendeten Versuch, ihr erstes Album in New Orleans aufzunehmen, tourte sie selbst organisiert eine Zeitlang erfolgreich durch Irland. Später engagierte sie durch Zufall ein US Army Colonel, um im Irak für die amerikanischen Truppen zu spielen. Außer vorrübergehendem Ruhm gelang hier dennoch nicht der Durchbruch. Einem glücklichen Zufall hat Nell Bryden es zu verdanken, dass sie ihr eigenes Geld aufbrachte, um das in New Orleans begonnene Album fertig zu stellen. Ihr Vater war posthum zu einem bedeutenden Künstler geworden. Sie fand ein bislang unentdecktes Gemälde von ihm auf dem Dachboden, das für 270.000 $ versteigert wurde. Das Ergebnis lässt sich hören, wenn auch der Sound nicht unbedingt neu oder ungewöhnlich ist. Nell Brydens erstes Album ist einfach, aber auch irgendwie gut.

CD, 2010, 11 Tracks, Label: Cooking Vinyl

Judith Frickenstein

17.05.2010