Mary Ocher

“War Songs“

Mary Ocher ist ein Gesamtkunstwerk – und in vielen Kunstformen unterwegs. Vor allem HauptstädterInnen dürfte die in Russland geborene und in Tel Aviv aufgewachsene Wahlberlinerin Ocher als unermüdliche Straßen-, Club- und U-Bahn-Musikerin bekannt sein. Daneben zeichnet sie, schreibt Gedichte, organisiert Festivals und Ausstellungen und legt unter dem Motto „The Queens and The Rebels of Unpopular Culture“ Platten auf. Mary Ocher bezeichnet sich selbst als stolze Außenseiterin und freut sich, dass Exzentriker heutzutage scheinbar mehr von Mainstream-Medien beachtet werden. Im Falle z.B. Lady Gagas trifft das ja auch zu, aber ob Mary Ocher es in die Gala schafft, wagen wir zu bezweifeln. Denn: Mary Ocher ist eine echte Exzentrikerin, die mit glamourösen Showgirls wie Gaga nichts gemeinsam hat. Ocher sieht schräg aus und macht schräge Musik – nicht wirklich mainstreamkompatibel. Auf ihrem Konzeptalbum „War Songs“ widmet sie sich dem Thema Krieg in all seinen Facetten: privaten, politischen, globalen und lokalen Gewalthandlungen. Mary Ochers Lieder sind formal betrachtet Folk- oder Protestsongs und manchmal klingt sie auch so glockenklar wie einst Joan Baez. Doch blitzschnell kippt die Stimmung und Mary Ocher kreischt aus dem Stand hysterisch los, um im nächsten Augenblick lieblich weiter zu klampfen und zu singen. Die Texte sind ebenfalls schwer verdaulich, auch wenn Mary stets freundlich lächelt: Zeilen wie „Mother, Mother, Mother, why did you bear me at all? / I am as useless as a parasite / Eating down your soul“ („The Sound of War“) oder „Bam! Whoosh“ Bang! In just a blink of an eye / And you´ll be a slave till the day that you die“ („Rules, Guidelines and the Law“) wird man von Lady Gaga jedenfalls nicht hören…

CD, 2011, 14 Tracks, Label: Haute Areal

Christina Mohr

16.03.2011