Rim Banna

“Voice Of Resistance“

Die palästinensische Sängerin musste 2015 von ihren Ärzten erfahren, dass ihre Stimmbänder teilweise gelähmt seien und sie nicht mehr singen könne. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen und schmiedete mit ihrem norwegischen Produzenten Erik Hillestad und dem tunesischen Soundkünstler SC MoCha von Checkpoint 303 einen Plan für ein beispielloses Konzeptalbum: das Künstlerkollektiv sollte Rims medizinische Daten der Tomografie- und Röntgenbilder in Töne umwandeln („Datensonifikation“), zu denen Rim Banna ihre eigenen arabischen Gedichte sprechen oder – wenn möglich – singen sollte. Der Jazzpianist Bugge Wesseltoft steuerte Improvisationen bei. Herausgekommen ist ein kreativer Akt des trotzigen Widerstands gegen eine tückische Krankheit. Es ist herzzerreißend, Rim Bannas ins Englische übersetzte Zeilen des Openers zu hören: „It was the day when silence became my language | all the songs collapsed | But I didn’t lose the waves pulsing in my vocal cords (…) My chanting is an open window towards God | No wind can close it, nor can my weakness“. Doch mit ihrem Album bäumt sie sich nicht nur gegen das eigene Schicksal auf, sie wollte ihr letztes Album auch als Widerstand gegen die israelische Besatzung verstanden wissen. Sie selbst konnte die Veröffentlichung ihres Album nicht mehr erleben und ist kurz zuvor ihrem Krebsleiden erlegen. Mit „Voice Of Resistance“ hinterlässt sie ein eindrucksvolles Vermächtnis.

CD, 2018, 15 Tracks, Label: Kirkelig Kulturverksted

Mane Stelzer

14.06.2018