Veronica Swift

“Veronica Swift“

Ihr erstes Album hat sie mit 10 Jahren herausgebracht, mit ihrem letzten Album „This Bitter Earth“ (2021) katapultierte sie sich in die oberste Liga der Jazzsängerinnen dieses Jahrhunderts. Mit ihrer neuen CD will die 29jährige Jazzsängeirn Veronica Swift nicht mehr länger die Familien-Jazztradition fortführen. Stattdessen überführt sie diese mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe von Musiker*innen in ein „transgenre“: „… was ich den Leuten nicht oft zeigen kann, ist, dass es eigentlich nicht meine Musik ist, so sehr ich auch in dieser Tradition verwurzelt bin. Ich wollte schon immer Rock singen. Das war die Musik, die meine Leidenschaft entfacht hat, ebenso wie Soul (…) Aber ich wollte es auf meine Art machen“. Wer sich in ihr neues Album einhört, erkennt, dass Swift viel zu viele Facetten in sich trägt, um ein reines Jazz-Vokalalbum zu machen. Klar, sie kann atemberaubend scatten, wie sie es in „I Am What I Am“ oder „Closer“ zeigt (einer funky Version des musikalisch eher drögen Tracks von Nine Inch Nails). In „The Show Must Go On“, bei dem sie Queen mit Nat King Cole und einer Opernarie kongenial verbindet, zeigt sie ein wunderbar dunkles Timbre, wie es einer Filmdiva aus den 50ern zur Ehre gereicht hätte. Einmal singt sie mit kratziger Bluesstimme zu Beethovens Mondscheinsonate, dann als sehnsüchtige Chansonière („Je Veux Vivre“) oder Soulwoman („Keep Yourself Alive“). Genial auch ihre Punk-Version von „Don’t Rain On My Parade“ aus dem Musical „Funny Girl“, dem sie einen rotzigen Schliff verpasst. Swift wechselt souverän Stimmfarben und Attitude, und wir hören staunend zu.

CD, 2023, 11 Tracks , Label: Mack Avenue

Mane Stelzer

29.09.2023