Leila
“U&I“
„U&I“ oder „You and I“ ist kein besonders außergewöhnlicher Album- oder Songtitel: Lady Gaga, The Pierces, Celine Dion haben aktuelle Veröffentlichungen mit diesem Namen draußen. Wenn aber die Elektro-Musikerin Leila Arab eine Platte so nennt, kann man davon ausgehen, dass diese nichts, aber auch gar nichts mit gefälligem Chartspop zu tun hat. Schon anlässlich ihres letzten Albums „Blood, Looms and Blooms“ (2008) verkündete Leila, dass sie niemandes Erwartungen erfüllen, sondern einzig und allein dem „Noise huldigen“ wolle. Im Vergleich zu „U&I“ klang „Blood….“ regelrecht eingängig und anheimelnd. Leilas dreizehn neue Tracks sind ein dunkles, grollendes Maschinengewitter, nur selten aufgelockert durch tanzbare Grooves, z.B. beim verhältnismäßig poppigen „Boudica“. Auf den übrigen Tracks macht die iranischstämmige Künstlerin keinerlei Kompromisse: die schiefen Vocals des in Berlin lebenden amerikanischen Musikers Mt. Sims sind die perfekte, weil anstrengende Ergänzung zu Leilas bollerndem, harschen Synthie-Tech. Leilas Geräte ächzen und scheppern, man fühlt sich an frühen Industrial erinnert, aber auch an düstersten Detroit-Techno. „U&I“ ist der passende Soundtrack für die sterbende Motorcity Detroit, eine Fabrikruine der ideale Club für Leilas Musik. Das Coverartwork zeigt die Anzeige auf einem Computerbildschirm nach einem Crash. Genauso fühlt man sich auch nach dem Anhören: kaputt, leer, bereit zum Reboot.
CD, 2012, 13 Tracks, Label: Warp
Christina Mohr24.01.2012