Hendrika Entzian
“Turnus“
Mit „Turnus“ brachte die Kölnerin Hendrika Entzian 2015 ihre erste CD heraus. Die talentierte Bassistin studierte in Hamburg und Köln Jazz-Bass und entdeckte dabei auch ihr anderes Talent, das Komponieren und Arrangieren, was sie mit einem Bestnoten-Abschluss im angeschlossenen Masterstudium dann auch vertiefte. Doch nicht nur für ihr Quartett schreibt sie, auch für das Kölner Subway Jazz Orchestra ist sie tätig. Ihre Kompositionen waren schon für diverse Preise nominiert, so erreichte die Nr. 5 dieser CD „Krance“ das Finale des internationalen Kompositionwettbewerbs in Kattowice. Gitarre und Saxophon spielen zweistimmig die Hauptlinie, Entzian begleitet mit ihrem Bassspiel. Es ist aber mehr als nur das Spiel einer Sidewoman, es gleicht eher einer eigenständigen Melodie, die einen erahnen lässt, welch Vielfalt in ihr steckt. Zur Zeit ist sie im Rahmen der „Artist in progress“-Förderung an der Musikhochschule tätig. Seit 2012 steht hinter dem Quartett Fabian Arends an den Drums, Simon Seidl am Klavier und Maxi Jagow am Saxophon. Als Gast ist bei der CD außerdem Sandra Hempel dabei. Die Hamburger Gitarristin bringt mit „All or nothing at all“ eine Coverversion des ersten großen Songs von Frank Sinatra auf die Platte. Jagow spielt hier die Melodie ganz fragil, fast als wollte er etwas vom Original bewahren. Er steuert mit „Blauer Berg“ auch einen seiner eigenen Titel bei. Alle weiteren Songs sind von Entzian selbst, so auch mein Favorit „Nebel in N Nebel“, das das gemeinsame Improvisieren hörbar macht. Durch die Leichtigkeit verschmelzen alle zu einer geschlossenen Einheit, nichts wirkt zuviel. Entzian sagt selber über die Arbeit ihres Quartetts: „Wir spielen keine frei improvisierte Musik, sondern improvisieren über Song-artige Strukturen“. Und das machen die vier dem Publikum auch hörbar. Sandra Hempel ist durchaus nicht das fünfte Rad am Wagen, mit ihrer Gitarre bringt sie ihren ganz eigenen Ausdruck in die Stücke ein, ihre Sichtweise. Ein sehr gelungenes Debutalbum, mit dem Entzian ihre Vielseitigkeit und ihr Kompositionstalent zeigt.
CD, 2015, 8 Tracks, Label: Traumton Records
Anja Klein03.08.2016