P!NK
“Try This“
Die 24jährige P!nk alias Alicia Moore spielte in Deutschland gerade in teils ausverkauften Riesenhallen vor Zehntausenden, die Ticketpreise um die 50 Euro bezahlt hatten, darunter auch viele Lesben. P!nk bot ihnen eine streckenweise an Madonna erinnernde Show. Drei multikulturelle Tänzerinnen verlustierten sich mit aufblasbaren Puppen im Outfit von Britney Spears, illustrierten Songinhalte bildgetreu mit Spielereien vor Spiegeln, räkelten sich am Boden oder turnten an von der Decke hängenden Stoffschärpen und an Stangen. Mal in eine US-Fahne gewickelt, mal kaum bedeckt, mal im SM-Outfit trug P!nk mit verrauchter Stimme auch Songs von Janis Joplin vor und natürlich alle ihre Hits. Ihr Auftritt bot nichts, was nicht schon mal da war, von den vor der Show auf Riesenleinwände projizierten Werbeclips für Haargel, einen Ladyshave und Handys mal abgesehen. Die auf Krawall gebürstete Rotzgöre P!nk ist mit ihren öffentlichen Knutschereien mit Kolleginnen und Assistentinnen zwar gelegentlich für eine Klatschspalte gut. Doch leider hält sie es, nicht erst seit ihrem Strapslook für „Moulin Rouge“, für nötig, in immer aufreizenderen Posen und immer knapperen Kleidern abgebildet zu werden. Wenn auch die Geschichten von der toughen Frau mit der harten Kindheit, die sich wehrt und zurückschlägt, teilweise autobiographisch sind, wirken sie doch in den Inszenierungen bis zur Albernheit überzeichnet. Auf das Album „Try This“ verirrten sich zwischen knallige Rocksongs nur wenige melodische Balladentöne, mit denen P!nk ihre heiser interessante Stimme vorführen kann. Aber immerhin: das ganze Album strotzt vor Energie!Die mit den 4 Non Blondes bekannt gewordene lesbische Musikerin Linda Perry, die für und mit P!nk bereits große Teile ihres letzten Albums schrieb, arbeitete auch an „Try This“ als Co-Songwriterin mit. Inzwischen kann sich Linda Perry vor derlei Anfragen kaum noch retten.
CD, 2003, 14 tracks, Label: Arista / BMG
Irene Hummel09.11.2003