Béatrice Graf
“Transhumance“
„Das Jahr tönte im Rhythmus der Melkmaschine und dem Atem der Tiere im Stall. Ich habe meine Kindheit auf dem Land verbracht. Wenn die Landwirtschaftsmaschinen still standen und die Kühe schliefen, gab es kein Geräusch mehr“, erzählt die Jazzschlagzeugerin Béatrice Graf von ihrer Kindheit in den Schweizer Bergen. Mit ihrem Projekt „Transhumance“ begibt sie sich auf Spurensuche zu ihren Wurzeln, der Schweiz, der Erde und der Landwirtschaft. Zwei Jahre hat sie MusikerInnen an Orten zur Improvisation eingeladen, die sonst nicht von Musik erfüllt sind: auf den Dorfplatz, den Wegesrand, die Alm, ins Strandbad oder ins Kloster. In der kleinstmöglichen Einheit des Zusammenspiels, dem Duo, ohne Hierarchie, ohne Vorankündigung und ohne Noten. In diesem „musikalisch-poetischen Alpauf- und abzug“ ist alles möglich, vor allem aber Begegnung, mit den Passanten, aber auch mit den MusikerInnen aus verschiedenen Schweizer Kantonen. Einerseits bringt sie so ihre Musik einem anderen Publikum näher, gleichzeitig eröffnen sich jedoch auch für ihre Musik neue Horizonte. Das Ergebnis sind spannende, teils meditative, aber auch sehr energetische Improvisationen mit MusikerInnen wie den TrompeterInnen Hilaria Kramer und Peter Schärli oder dem Vibraphonisten Nicolas Levon Maret, die zusammenbringen, was sonst nicht zusammen gehört: Jazz im Kloster, Meditation im Schwimmbad oder Vokalakrobatik auf dem Markt. „Winzig vor dem Horizont, verloren im Lärm auf einem Markt, werden die Musiker wieder, was sie immer gewesen sind: Vermittler des Augenblicks“. Für eine Klang-Reise auf der Couch unbedingt zu empfehlen.
MELODIVA CD Tipp Juli 2011
Doppel-CD, 2011, 14 + 13 Tracks, Label: Altrisuoni
Mane Stelzer09.08.2011