Moo Lohkenn & Source of Sound
“Trace in a Mirror“
Easy Listening klingt wahrlich anders. Es ist schwere Klangkost, die das Trio Source of Sound um die Sängerin Moo Lohkenn auf dieser Scheibe serviert. Wer nach Musik im populären Sinne sucht, ist hier verkehrt. Die Truppe breitet vielmehr archaische Klangräume aus, die mal befremdlich, mal bedrohlich, aber nie heimelig wirken.
Im Mittelpunkt steht die Stimme von Moo Lohkenn, die taumelnd, raspelnd, gurrend und sprechend, aber selten singend im klassischen Sinne, mit dem Zuhörer kommuniziert. Hier wird nichts vorgesungen, nichts präsentiert. Die Stimme ist ein archaisches Instrument, das die ZuhörerInnen in fremdartige Welten entführt. Wenn sie sich denn darauf einlassen. Es sind Klänge, die zunächst den Kopf beschäftigen, um von dort aus ihren langen Weg zur Seele zu suchen. Lohkenns Stimme ist rauchig und herb und umfasst eine fast schon beängstigende Vielfalt. Stimmtechnisch hat die Wuppertalerin alles drauf, was man sich von einer guten Sängerin wünscht. Mindestens ebenbürtig sind ihre beiden Begleiter, Leonard Jones am Kontrabass und Lou Grassi an den Drums. Grassis Schlagzeug liefert berauschende Drumteppiche, die vielfältig und differenziert sind, und dazu noch klasse gemischt wurden, Jones steuert exzentrische, aber stimmige Bassläufe bei, die leider gelegentlich im Mix untergehen. Da hätte man sich mehr Präsenz gewünscht. Dass die drei perfekt miteinander kommunizieren, hört man, allerdings scheinen sie manchmal aneinander vorbei zu reden.
„Trace in a Mirror“ verlangt konzentriertes Zuhören. Die Klangreise des Trios führt an den unterschiedlichsten Musikstilen vorbei, hält aber nirgendwo an. Vergeblich sucht man nach einer Stilkategorie, der man dieser Musik zuordnen könnte. Es sind Jazz-Elemente dabei, vor allem der sehr freien Sorte, die Neue Musik ist ebenfalls mit ihren Disharmonien und befremdlichen Klängen vertreten. Hört man sich die Scheibe mehrmals an, kann man dem nicht nur etwas abgewinnen, sondern entdeckt jedes Mal neue Elemente. Anstrengend ist das, man kommt sich vor, wie bei einer Gehörschulung, aber auf einer schwer zu beschreibende Art ist es auch belohnend.
CD, 2008, 17 Tracks, Label: Konnex Records
Tina Adomako26.04.2010