Chrysta Bell
“This Train“
Der Künstler und die Muse – eine Beziehung, so klassisch wie überholt. Oder etwa nicht? Die texanische Sängerin Chrysta Bell gilt als Muse von Kultregisseur David Lynch und ist gleichzeitig sein Zögling. Die 34-jährige inspiriert nicht nur Lynchs Schaffen, er erschafft auch sie als Gesamtkunstwerk… verwirrend? Also von vorn: vor gut dreizehn Jahren sieht David Lynch einen Auftritt der Gypsy-Swing-Truppe 8 ½ Souvenirs und ist begeistert von deren Leadsängerin Chrysta Bell. Er tritt in Kontakt zu ihr und nimmt mit Chrysta einen Song für den Soundtrack seines Films „Inland Empire“ auf – seitdem besteht die enge künstlerische Verbindung zwischen Lynch und Bell, erstaunlicherweise erscheint erst jetzt Chrysta Bells Album „This Train“, bei dem Lynch an allen Songs mitgearbeitet hat. Das Ergebnis ist daher auch Lynch as Lynch can: Bells dunkle, rauchige, melancholische Stimme passt perfekt zu den mystischen Kompositionen des Maestros, zu denen im Kopf automatisch Sequenzen aus „Twin Peaks“, „Blue Velvet“ oder „Mulholland Drive“ ablaufen. Fast alle Stücke sind getragen, schwermütig, traurig; manchmal stiehlt sich ein kleiner Walzer- oder Countryakzent hinein, die Stimmung ist traumhaft-unwirklich, die Texte erzählen von Wehmut und Einsamkeit. Ob „This Train“ mehr sein kann als die Realisierung der Wünsche David Lynchs, wird sich erst mit weiteren Veröffentlichungen Chrysta Bells zeigen – Muse sein ist toll, eigenständig sein aber auch. Bis dahin kann man dieses zweifelsohne schöne Album genießen – und über Chrysta Bells Homepage Cremes bestellen, die einen glatten Busen versprechen und Haartönungen für den geheimnisvollen roten Schimmer.
CD, 2014, 12 tracks, Label: La Rose Noir/QQ5/JSM
Christina Mohr19.02.2014