Caro Emerald

“The Shocking Miss Emerald“

Mit Verlaub: „Shocking“ ist auf Caro Emeralds Album gar nichts, das würden gewiss auch unsere Großmütter so sehen, die in den 1930er und 40er-Jahren jung waren – Miss Emeralds Lieblingsepoche, die sie sich als Setting für ihre Pop-Persona ausgesucht hat. Mit „A Night Like This“ landete die niederländische Sängerin vor zwei Jahren einen Riesenhit; die charmante Mixtur aus Mambo, Swing und Chanson begeisterte viele und passte perfekt zum allgemeinen Retro-Trend, den Caro mit originalgetreuem Styling inklusive rotem Lippenstift und Blume im Haar unterstützte. Mit der neuen Platte bleiben Emerald und ihr Producerteam David Schreurs und Jan van Vieringen der nostalgischen Schiene fest verhaftet: die vierzehn Songs auf „The Shocking Miss Emerald“ changieren zwischen Jazz, südamerikanischen Rhythmen und poppigem Soul, erstmals begleitet von einem Orchester – Emeralds Herzenswunsch. Caro selbst inszeniert sich als glamourös-klassische Diva mit Herz, Schmerz und Augenzwinkern, das sie auf Stücken wie „Coming Back As A Man“, der Cocktailbar-Hymne „Liquid Lunch“ und „Pack Up The Louie“ (einer Hommage an den Louis-Vuitton-Koffer eines legendären Hollywood-Stars) unter Beweis stellt. In „Paris“ und „Excuse My French“ schimmert ihre frankophile Ader durch, die Single „Tangled Up“ könnte der Nachfolgehit zu „A Night Like This“ werden. Verrucht und „shocking“ ist das alles nicht, eher leicht und nett und bestens zur Untermalung eines Bar-Abends mit Freundinnen geeignet. Kurzum: Caro Emerald fühlt sich in der Vergangenheit rundum wohl, ihren Fans könnte der Retro-Trip bald ein wenig altmodisch vorkommen.

CD, 2013, 14 Tracks, Label: Grand Mono/Universal

Christina Mohr

21.05.2013