Nadine Khouri

“The Salted Air“

“The Salted Air”, Debütalbum der britisch-libanesischen Singer-/Songwriterin Nadine Khouri, bietet so viele interessante Ansatzpunkte, dass frau gar nicht weiß, womit sie beginnen soll – dass Khouri eine wundervolle, tiefe, klare, einnehmende Stimme hat, ist jedenfalls das vornehmlichste, unüberhörbare Merkmal. Sanft und melancholisch klingen die ersten Töne und Zeilen dieses bemerkenswerten Albums, das sich in kein Genre einsortieren lässt: Atmosphärischer Dreampop á la Low, Sparklehorse und Mazzy Star (die zu Khouris Lieblingsbands gehören) oder Folk im Geiste Jeff Buckley’s lässt sich heraushören, aber auch Gospel und gänzlich unpoppige Musiken aus beispielsweise Arabien vermischen sich zu Khouris ganz eigenem, so märchenhaften wie einprägsamen Stil.
Nadine Khouri wuchs in Beirut, Bristol und New York auf, ihre Eltern flohen vor dem libanesischen Bürgerkrieg, suchten Glück und Frieden in Europa und den USA – und fanden Zuflucht in der Musik: Der Vater ist Hobbyschlagzeuger, zuhause hörten die Khouris viel Rock’n’Roll, Nadine brachte sich selbst das Gitarrespielen bei. Ihre ersten Auftritte fanden im New Yorker Sidewalk-Café statt, das für die Antifolk-Szene sehr wichtig ist. PJ Harvey’s kongenialer Producer und Mitmusiker John Parish „entdeckt“ Nadine Khouri’s Talent, hat auch ihr Album produziert – und dankenswerterweise keine zweite PJ aus Nadine gemacht. Auf „The Salted Air“ erschafft Khouri eigene Songwelten, die von Literatur (Rainer Maria Rilke, oder vom persischen Mystiker Al-Hallaj) inspiriert ist, von den Elementen, vom Reisen und der Suche nach einem Ort, an dem frau so etwas wie Heimat findet. Songs wie „Thru You I Awaken“ oder „I Ran Through The Dark“ sind fragil und luzid arrangiert, während das perkussive “Shake It Like A Shaman” und “You Got A Fire” energetisch und kraftvoll klingen. GastmusikerInnen wie Violinistin Emma Smith und der irische Songwriter Adrian Crowley sind perfekte BegleiterInnen der Weltenwanderin Nadine Khouri, von der frau noch viel hören wird.

CD, 2017, 10 Tracks, Label: One Flash Records

Christina Mohr

13.02.2017