Kaya Brüel
“The Love List“
Auch hier hat jemand mit beeindruckenden familiären Vorgaben zu arbeiten: Bereits Kayas Mutter und Tante sind bekannte dänische Musikerinnen, und auch die Groß- und Urgroßeltern waren Komponisten und Darsteller, insbesondere ihre Großmutter Birgit Brüel. Konsequenterweise ist sie sowohl Schauspielerin als auch Sängerin, die sich hier erstmals Jazztiteln widmet. Die Aufnahmen wurden in wenigen Tagen und von allen Musikern gleichzeitig aufgenommen, was sehr zum stimmungsvollen Klangbild beiträgt. Es ist sofort offenkundig, dass die Musiker aufeinander hören und eingehen. Markant ist die verletzliche Stimme, die bereits beim ersten Stück „My Funny Valentine“ an den späteren Chat Baker anlehnt, was daraufhin von Flemming Agerskovs Trompete unterstrichen wird. Die sehr kompakte Rhythmusgruppe (Jakob Christoffersen am Pianom, Jesper Bodilsen am Bass und Schlagzeuger Jonas Johansen) erinnert wohltuend an diejenige von Miles Davis, doch ist nicht zu überhören, dass auch Tom Waits hier seine Finger im Spiel hatte. Ausgangspunkt waren dessen Interpretationen zu Büchners Theaterstück „Woyzeck“, womit zwar eine gewisse Sperrigkeit im Arrangement gegeben ist, diese aber durch die Spielfreude der Beteiligten in einem angenehmen Fluss kompensiert wird. Kaufen!
CD, 2008, 11 Tracks, Label: Stunt Records
Elizabeth Ok28.10.2008