Pristine

“The Lines We Cross“

„Diesen tollen Sound hab ich doch schon mal gehört, genau, in meiner Jugend, Moment – das klingt doch wie…“ – so ähnlich kann es einem beim Anhören des sechsten Albums der norwegischen Hardrock-Band Pristine ergehen, wenn man die Mitte der 50 überschritten hat. Aber auch jüngeren Hörer*innen dürfte der Mund vor Staunen offen bleiben, wie da gezaubert wird von der rothaarigen Sängerin, gleichzeitig Songschreiberin und Mastermind Heidi Solheim und ihren Jugendfreunden an Gitarre, Bass, Drums und Orgel. Viel hat man von ihnen hierzulande noch nicht gehört, aber Kritiker überschlagen sich europaweit vor Begeisterung. Zu Recht: Facettenreicher, teils psychedelisch angehauchter Vintage Rock wechselt sich ab mit Balladen, bei denen Heidis am Konservatorium geschulter, kräftiger und klarer Sopran besonders gut zum Tragen kommt. Opernhaftigkeit wie bei den Sängerinnen der skandinavischen Kollegen von Nightwish gibt’s hier aber nicht; Ähnlichkeit ist eher mit der unvergessenen Grace Slick von Jefferson Airplane zu erkennen. Herrlich die ausgefuchsten Gesangslinien, die an Led Zeppelin erinnernde Gitarrenarbeit  bei „Ghost With A Gun“ („Good Times Bad Times“) oder „Carneval“  („Kashmir“). Pristine bedeutet auf deutsch „makellos“ – hier gibt’s wirklich nichts zu meckern! Und live soll die Gruppe unschlagbar sein – im April gibt’s einige Termine in Deutschland…

CD, 2023, 10 Tracks, Label: Pristine Music/Cargo Records

Fee Kuhn

11.04.2023