Bat For Lashes

“The Haunted Man“

Natasha Khan alias Bat For Lashes als edle Wilde, die ihre Beute – einen nackten Mann – lässig geschultert hat: das Cover von Khans neuem Album „The Haunted Man“ bietet viel Interpretationspotenzial. Die Vorgängerplatten „Fur And Gold“ und „Two Suns“ wirkten schon rein optisch viel esoterischer, musikalisch läutet Bat For Lashes mit „The Haunted Man“ aber keinen krassen Stilwechsel ein. Die erste Single „Laura“ ist ganz sanft und emotional, nur Stimme, Piano, Streicher und verhaltene Bläser sind zu hören – eine leise, sensitive Ballade, in der Natasha Khan aus der Perspektive einer fiktiven Figur erzählt, ein Stilmittel, das die britische Singer-/Songwriterin nach wie vor gern einsetzt. Songs wie „Deep Sea Diver“ oder „Winter Fields“ sind opulenter und fantasievoll arrangiert, aber weniger düster und schwer als früher, überhaupt ist der durchgehende Ton auf „The Haunted Man“ leichter und hoffnungsvoll. In „Marilyn“ geht Tribal-Getrommel in ulkige Spukstimmen über, „Rest Your Head“ und „A Wall“ sind eingängig, beatlastig und tanzbar. „Horses Of The Sun“, „All Your Gold“, der Titeltrack und „Oh Yeah“ evozieren durch den entrückt-jubilierenden Gesang Vergleiche mit Kate Bush und/oder Björk – womit man nicht ganz falsch liegt, aber auch zu kurz greift, denn Natasha Khan hat ihre eigene Form längst gefunden. Es ist viel mehr so, dass man Bat For Lashes inzwischen mit Björk, Kate Bush und Florence Welch in einem Atemzug nennt. Dank „The Haunted Man“ sogar als Erste.

CD, 2012, 11 Tracks, Label: Parlophone

Christina Mohr

15.10.2012