Bette Smith
“The Good, The Bad And The Bette“
Echt retro, das ist der Eindruck beim Hören des zweiten Albums der aus Harlem stammenden Sängerin mit der volltönenden, ausdrucksstarken Altstimme. „Ich wuchs auf zwischen Straße und Kirche“, erklärte mir einmal eine bekannte US-Sängerin ihren musikalischen Background, und so war es wohl auch bei Bette Smith, die hier ihren Lebensweg vom verlassenen Kind hin zur selbstbewussten, starken Frau nachzeichnet. Der Opener „Fistful of Dollars“ geht gleich funky los: Der Bass blubbert, der Solina String säuselt, eine Trompete grätscht hinein, alles mit Sounds der 60er und 70er Jahre. Ähnlich „I’m a Sinner“, eine Rock’n’Roll-Nummer im Blechsound, mit immer ganz leicht daneben liegendem Chorgesang, Gitarren-Wahwah und altem Band-Hall. Oder „I Felt It Too“ – sehr beatig, mit lärmigem Gitarrensound. Melodischen Punk-Funk würde ich das nennen, wären da nicht die wirklich berührenden Soul-Balladen („Whistle Stop“, „Everybody Needs Love“) und Gospelsongs („Pine Belt Blues“). Extrem tanzbar und partytauglich und das genaue Gegenteil von „glatt gebügelt“, mit einer guten Prise musikalischen Humors!
CD, 2020, 10 Tracks, Label: Ruf Records
Fee Kuhn17.11.2020