New Found Land
“The Bell“
Scheint ein Trend zu werden, dass sich nicht nur Elektro-Künstler aus aller Welt in Berlin niederlassen, sondern auch Singer-/SongwriterInnen: Kat Frankie zog es von Sydney in die deutsche Hauptstadt, seit einiger Zeit lebt auch die Schwedin Anna Roxenholt alias New Found Land im „dicken B“. Grund für Roxenholts Umzug: die Liebe! Der Musik von New Found Land (welch‘ passendes Pseudonym, by the way) tat der Ortswechsel jedenfalls sehr gut. Klang ihr Debüt „We All Die“ von 2009 sehr fragil, fast ein wenig verhuscht, ist „The Bell“ schon von der Instrumentierung her viel üppiger und fröhlicher geraten. Anna stockte New Found Land vom Duo zur mehrköpfigen Band auf, zu den von ihr selbst gespielten Saxophon, Gitarre, Keyboard, Klavier und Percussion kamen noch Tuba, Vibraphon, weitere Gitarren und ein Schlagzeug hinzu. Die Songs sind ausgereifter arrangiert und bestechen durch poppig-eingängige Melodien, die nie mit zu viel Zierrat überhäuft werden, sondern stets dem Lo-Fi-Folk verbunden bleiben. Songs wie „Love In Itself“ und „A Storage Plan“ sind echte Hits, die mit originellen Einfällen begeistern – und sogar tanzbar sind. Anna Roxenholt singt mit heller, klarer (echt schwedischer) Stimme und vielen „oh-oh´s“ und „o-ah´s“, ihre Texte sind dagegen ernst und zweifelnd, teils regelrecht morbid, was zu starken Kontrasten mit der eher leichtfüßigen Musik führt. Einen „freudvollen Todestanz“ nennt das Presseinfo „The Bell“ – was allerdings in die falsche Richtung führt, denn New Found Land spielen ja keinen Gothic mit Kindergesang oder ähnliches. Nein, in ihren besten Momenten erinnert Anna Roxenholt atmosphärisch und stimmlich an Lisa Loeb und in den schwächeren Momenten… halt, die gibt es gar nicht! „The Bell“ klingt wie das Album einer schwer verliebten Frau, die mit ihrem neuen Wohnort sehr glücklich ist – und die darüber die schweren Zeiten nicht vergessen hat.
CD, 2011, 11 Tracks, Label: Fixe Records
Christina Mohr08.02.2011