Elisapie

“The Ballad Of The Runaway Girl“

In ihrer Heimat, der Arktis, ist die Inuk-Aktivistin Elisapie bereits eine gefeierte Newcomerin. Sie ist auch als Regisseurin bekannt und neben ihrer ungewöhnlichen Lebensgeschichte berührt sie die Menschen durch ihre einfühlsame und emotionale Musik. Unmittelbar nach der Geburt wurde sie als Mädchen zur Adoption freigegeben und wuchs, unweit von ihren Eltern entfernt, in Salluit auf. Adoption ist in der Arktis traditionell verbreitet und hilft den Eskimos seit Generationen, in dem extremen Klima zu überleben. Früh begeisterte und interessierte sich die junge Frau für die Musik, da ihr Onkel Frontmann der dort bekannten Inuit-Folkrockband Sugluk ist. Mit Anfang 20 zog es sie in die Millionenstadt Montréal nach Kanada, wo sich ihr die Gelegenheit bot, im Rahmen eines Dokumentarfilms mit indigenen Gruppen in Sibirien und Alaska zu sprechen. Dies inspirierte sie in den folgenden Jahren einen eigenen Dokumentarfilm über ihr Heimatdorf zu veröffentlichen, der private Einblicke in ihre Kindheit gewährt. In ihrem dritten Soloalbum erzählt sie den Hörer*innen nun ihre Geschichte. Sie singt von der Arktis, von Kindheitserinnerungen und Tradition und Moderne. Aber auch der Aufbruch und die Rolle der Frau in der Gesellschaft werden auf „The Ballad Of The Runaway Girl“ thematisiert. Aus ihrer Perspektive erzählt sie vom Verlassen der Heimat und dem aufregenden Neustart in einer unbekannten Stadt. In den insgesamt 10 Liedern teilt sie ihre Erfahrungen auf melodische und einfühlsame Weise und häufig geht mit den ruhigeren Songs ein eher wehmütiger Unterton einher. Andere Songs verbreiten wiederum eine gewisse Gelassenheit und „Arnaq“ bietet einen relativ rhythmischen Einstieg in das Album, der von Trommeln und einem Hintergrundchor unterstützt wird. Häufig ist ein Naturbezug schon im Titel erkennbar, wie bei „Wolves Dont’t Live By The Rules“, „Call Of The Moose“ oder „Darkness Bring The Light“. Insgesamt ist das Album wunderbar entspannend, und durch die vielen instrumentalen Momente wird eine zusätzliche Ruhe in den Songs erzeugt. Doch bei so viel Ruhe in der Musik darf man nicht vergessen, wie emotional die Geschichten sind, die der Text erzählt.

CD, 2018, 10 Tracks, Label: Yotanka

Luna Wabrauschek

24.09.2018