Bettye LaVette
“Thankful ’n’ Thoughtful“
50 Jahre ist die 1946 in Detroit geborene Soulsängerin schon im Musikgeschäft – ein Leben voller Fast-Durchbrüche und Beinahe-Triumphe, das nun mit der zeitgleichen Veröffentlichung dieses Albums und ihrer Autobiografie den Höhepunkt finden soll. Zahllose Live-Auftritte, Tourneen mit berühmten Kollegen wie Otis Redding oder B.B. King sowie Plattenveröffentlichungen hat es gegeben, doch war ihr der große Durchbruch stets versagt geblieben – jede Musikerin weiß, dass das leider die Regel ist. Die Ausnahme ist, dabeizubleiben, nicht zu resignieren und nicht zu zerbrechen… Eine „einsame Überlebende“ nennt sie folglich die New York Times in einer sehr positiven Besprechung, und lobt ihre einmalige Interpretationskunst und ihr „raubtiergleiches Gespür“ für Timing. Die Songs der CD sind passend ausgewählt für ihr Leben. Ein Gefühl der Einsamkeit, der Entfremdung zieht sich durch die Texte, es geht um Liebesprobleme („I’m Not The One“ von den Black Keys), soziopolitische („I’m Tired“ oder das wunderbar Motown-groovende „Dirty Old Town“) sowie existenzielle Themen („Everything’s Broken“ von Bob Dylan oder „Everybody Knows This Is Nowhere“ von Neil Young). Instrumentiert wurde mit kleiner Besetzung im typischen 60er Jahre-Soul-Sound mit Hammondorgel, Fender Rhodes-Klavier und Gitarrenvibrato – wunderbar entspannt und entspannend. Ihre helle, raue Stimme hat überall Platz für die wirklich geniale Blues- und Soulphrasierung. So geht Gesang!
CD, 2012, 12 Tracks, Label: Anti
Fee Kuhn05.10.2012