SANDRA LUNA

“Tango Varón“

Der Tango Canción ist die wahre Seele des argentinischen Tangos – und mit ihren Liedern gelingt es einigen der wagemutigsten KünstlerInnen von Buenos Aires, das Genre neu zu erfinden. So auch Sandra Luna, die auf „Tango Varón“ ihr internationales Debüt gibt. Die im Schlachthausviertel „Mataderos“ in Buenos Aires aufgewachsene Sandra Luna stammt, wie der Tango selbst, vom Rande der Stadt. Mit ihrer leidenschaftlichen und manchmal schmerzlichen Stimme, lässt sie klassische und neue Tangolieder erklingen. Ein Klassiker gleich zuerst, das ergreifende „Lejana Tierra Mia“, das zum ersten Mal von Carlos Gardel aufgenommen wurde. Neben den Klassikern ist sie, wie alle Tangokünstler, auf der Suche nach einer Balance zwischen der Geschichte des Tangos und dem Bedürfnis, ihn neu zu gestalten. Der Track „Carritos Cartoneros“ ist dafür ein Beispiel. Darin geht es um die Menschen im Buenos Aires von heute, die so arm sind, dass sie sich bei Einbruch der Dunkelheit aufmachen, um wiederverwertbaren Abfall (Pappe, um genau zu sein) zu sammeln und sich damit ein paar Pesos zu verdienen. Der Titelsong „Tango Varón“ beschäftigt sich mit einer Erzählung von Edgardo Acuna über die Entstehung der zutiefst männlichen Straßenmusik namens Tango. Sandra Luna’s Version rückt die Erzählung ganz ins Zeichen der Weiblichkeit. Sie vermischt in ihrem Vokalstil große Frauenfiguren des Tangos, wie Mercedes Simone und Nelly Omar. Darüber hinaus lässt sie sich auch von Edith Piaf und Ella Fitzgerald beeinflussen, formt aber einen ganz eigenen Stil. Die Musik auf ihrer CD ist nicht nur umwerfend schön, sondern hat auch eine gesamte Dramaturgie und sie endet mit einem Crescendo. Wir können gespannt auf ihre Live-Auftritte sein. Der Tango hat eine neue, gewaltige Stimme. Die von Sandra Luna.

CD, 2003, 15 Tracks, Label: World Connection B.V.

Anita Rahm

10.03.2004