Beth Orton

“Sugaring Season“

Die britische Singer/Songwriterin Beth Orton ist mit ihrem eigenwilligen Musikstil schwer einzuordnen. Was sie auf ihrem neusten Album präsentiert geht in Richtung Folk, aus manchen Songs klingen Country-Andeutungen, dann wiederum sind Kompositionen mit tiefsinnigen Texten zu schwermütigen Tönen zu hören, dazwischen präsentiert sie Melodien, die leicht und fröhlich wie Kinderliedchen daherkommen. Wikipedia fasst Beth Ortons Stil so zusammen: „Electronica mit Trip-Hop-Anklängen und Folk“. Für mich gehört die Independent-Sängerin in keine Schublade. Bezeichnenderweise ist sie seit ihrem neusten Album bei einem Label unter Vertrag, das „Anti“ heißt, passend zu ihrem Stil ist, der keinem Genre zugeordnet werden kann. Auf ihrem jüngstem Album „Sugaring Season“, die erste CD nach einer fast sechsjährigen Pause, präsentiert sie einen eklektischen Mix aus Songs verschiedener Stimmungslagen. Besonders schön ist das Lied „Poison Tree“, in dem Beth Orton ein Gedicht von William Blake intoniert. Es ist ein eindringliches, berührendes Lied über fehlende Vergebung, dass die Sängerin mit fast hypnotischer Stimme vorträgt, begleitet von der sparsamen Instrumentierung von schwermütigen Geigen- und dunklen Celloklängen. Direkt darauf folgt ein fluffig-leichtes Chanson-artiges Stück „See Through The Blue“, das mit seiner einfachen und fröhlichen Melodie an ein Kinderlied erinnert. Dann kommt wieder ein nachdenkliches Stück, das genau so melancholisch klingt wie sein Titel lautet: „Last Leaves Of Autumn“. Mit leicht rauer Stimme, die an manchen Textstellen schluchzend bricht, besingt sie die herbstliche Jahreszeit, in der die Natur zwar zu sterben beginnt, aber gleichzeitig die Keime für den Frühling gelegt werden. Es ist diese Mischung, dieser Wechsel zwischen leicht und schwer, zwischen dem Auf und Ab, zwischen der eindringlichen Stimme von Beth Orton und den Streicher-Einschüben, die den Songs etwas sehr Eigenes verleihen. Dieses Album fordert ein richtiges Zuhören, es ist keine Scheibe zum im Hintergrund laufen lassen. Hilfreich ist, dass alle Songtexte im Booklet mitgeliefert werden. So sind die verschiedenen musikalischen Stimmungslagen leichter nachvollziehbar.

CD, 2012, 10 Tracks, Label: Anti Records

Tina Adomako

05.03.2013