Ólöf Arnalds

“Sudden Elevation“

Aus einer Überdosis von irgend einer Art unerträglichem Alltag lässt sich mit Ólöf Arnalds wundersam-fantasievollem musikalischen Kosmos wieder ganz herausfinden. Die Isländerin Arnalds singt mit glockenklarer, heller Stimme Folksongs, die einer merkwürdig entrückt-verrätselten Welt angehören. Ihr jetzt erschienenes drittes Album „Sudden Elevation“ wurde bereits 2011 in einer Hütte in Hvalfjördur in Island zusammen mit Skúli Sverrisson aufgenömmen und scheint bevökert von Fabelwesen und deren Geschichten, die eigentlich aber Menschen sind. Zuhörer finden sich in einer Art Märchenstunde für Erwachsene wieder. Menschliche Gefühlwelten können unendlich ins Abgrundtiefe und Himmelhohe führen und mehr. Ein Leben ein ganzes Stück entfernt vom Rationalen sein. Das transformiert Arnalds in Musik. Arnalds ist ausgebildete Geigerin, aber entwickelte sich zur Multinstrumentalistin und ihre Stärke ist auch die Stimme, die einer abgehobenen Sphäre anzugehören scheint. Die Songs haben manchmal einen kleinen Moment von mittelalterlichen Liedern und können gleichzeitig etwas noch unentdeckt Zukünftiges widerspiegeln. In einem Irgendwo und keinesfalls im Hier und Jetzt. Es bleibt der Fantasie überlassen, wo und wann. Es sind jedenfalls Folksongs, sparsam arrangiert zu akustischer Gitarre und u.a. Charango, Koto, Bass. Und Arnalds befindet sich in Verwandschaft zu Musikerinnen auch der 60ies wie Sandy Denny oder aktuell Joanna Newsom. Vielleicht klingen Arnalds Lieder eine Spur zu romantisch und zu naiv. Oder eigentlich ganz sicher. Aber zwischendurch im nicht falschen Moment, so sich dieser findet, tun sie ihre richtige Wirkung. In „German Ground“ singt Arnolds: „Feathers over German Fields / her face / suddenly touched our untouched /school ground / with love and hate…“. Und in „Perfect“ teilt sie mit: „Now the wheel within / slowly started to turn / Soon to connect with the others / around it // And the spiral is reversed / Do you dare to be so blessed? // Why? / Oh well /Some things remain a mystery…“ Es ist eine ganz eigene, in sich versponnene Welt, in der Arnalds einem einige Kleinigkeiten über Facetten des Leben vermittelt, die man sonst vielleicht gar nicht bemerkt. „Sudden Elevation“ ist wie eine Art „school ground“ für die Fantasie und es öffnen sich Türen wie in andere Realitäten um gelegentlich mal hineinhören zu können.

CD, 2013, 12 Tracks, Label: One Little Indian

Tina Karolina Stauner

26.03.2013