Linda Ka
“Stürmische Zeiten“
Linda Ka ist eine deutsche Liedermacherin, die mit „Stürmische Zeiten“ ihr erstes Soloalbum vorstellt. Als professionell ausgebildete Sängerin ist Linda Ka seit 1999 in verschiedenen Coverbands unterwegs. Ihr Soloalbum versteht sie als Befreiungsschlag; sie habe sich mit ihren eigenen Songs „endlich aus dem Schneckenhaus“ gewagt. Begleitet wird sie in ihrem relativ kurzen Album (10 Titel, Gesamtspielzeit ca. 33 Minuten) von einem klassischen Pop-Quartett, nämlich Gitarre, Keyboard, Bass und Percussion. Die Sängerin Linda Ka fällt mit ihrem warmen Alt-Timbre angenehm auf und schnell wird hörbar, dass sie wirklich etwas vom Singen versteht. Nun präsentiert sich Linda Ka aber mit ihrem Debüt auch als Songschreiberin der deutschsprachigen Musikszene. Was wiederum für fast jeden Popmusiker oder Liedermacher zurzeit normal ist, geradezu ein „must“. Geniale Künstler und Künstlerinnen wie Xavier Naidoo, Annett Louisan, Judith Holofernes und Tim Bendzko haben für dieses Genre mit ihrem Sprachwitz neue Maßstäbe gesetzt. Und eben auch für Liedermacher ist es schwieriger denn je, sich innerhalb dieser großen Konkurrenz zu platzieren.
Linda Ka beschreibt ihren Texten Alltagsgeschehnisse, wie „u-bahn erkenntnis“ oder „goldrausch“, das sich um die Bankenrettung der letzten Immobilienkrise dreht. Auffällig ist, dass ihre Texte nach dem Endreim strukturiert sind. So finden sich Reime wie „Ich lächle ganz sanft vor mich hin, und frag mich dann, wo ich hier bin“, oder „du sagst mir auf der Schwelle, ich komm an letzter Stelle“, oder „Frankfurt, Stadt der Banken, komm bitte nicht ins Wanken“. Da hat man als Zuhörerin den Eindruck, dass sich Linda Ka sehr stark am einfachen Reimschema festhält und sich nicht die Freiheit nimmt, sich experimentell von dieser Versstruktur zu befreien. Generell scheuen die Texte die Tiefgründigkeit und verlieren sich zu oft in Stereotypen, wie „Land für Land, das geht jetzt unter, doch die Banken bleiben munter“ aus „goldrausch“.
Keine Frage, Linda Ka hat das Zeug, eine veritable Liedermacherin zu werden. Doch an einer spannenden Mehrdeutigkeit ihrer Texte, die nicht nur plakativ beschreiben, sondern eine Projektionsfläche für den Hörer zulassen, sollte sie noch feilen.
CD, 2014, 10 Tracks, Label: Sound Cloud Records
Sandra Müller-Berg15.09.2014