Blame Sally

“Speeding Ticket and a Valentine“

Einen Sheriffstern mit einem Herz in der Mitte zeigt das Cover der neuen CD von Blame Sally und nimmt damit Bezug zum Titel: ein Strafzettel für zu schnelles Fahren und ein Valentinsgruß… Americana bietet das All-Girl-Quartett aus San Francisco – vier gestandene Frauen, Solokünstlerinnen, alle zwischen 45 und 54 Jahre alt. Seit 2000 musizieren Pam Delgado (perc, voc), Renee Harcourt (git, b, voc), Jeri Jones (git, b, voc) und Monica Pasqual (p, acc, voc) zusammen. Und haben in dieser Zeit etwas geschafft, was an ein Wunder grenzt: In einem Geschäft, das auf Jugend und Jugendlichkeit fixiert ist wie kein zweites, bekamen sie 2008 einen Major Deal, nachdem sie alle schon die Mitte der Vierziger erreicht hatten! „Wir haben bewiesen, dass es eine Lüge der Musikindustrie ist, dass man jung sein muss, um in der Musikwelt Erfolg zu haben. Es passiert etwas Magisches, wenn wir spielen: Den Leuten ist es piepegal, wie alt wir sind“, so Monica Pasqual.
Americana, wie gesagt – die Vergleiche der Kritiker reichen von Indigo Girls über Dixie Chicks, die U2 des Folk und Crosby, Stills, Nash & Young. Rock’n’Folk’n’Country’n’Roll könnte man die Mischung nennen, bemerkenswert ist v.a. der bis zu vierstimmige Harmoniegesang. Den Anfang macht „Bird in Hand“, ein folkig-countryesker Song mit Monicas rauchzarter Solostimme. Auch die Midtempo-Nummer „Big Big Bed“ mit der schönen Slide-Guitar kommt countrymäßig daher. Rockig geht es ab im dritten Song, „Living without you“, in dem eine Frau nicht weiß, ob sie das Ende einer Beziehung betrauern oder feiern soll. „Mona Lisa Smile“, von Pam mit mädchenhaft-zarter Stimme gesungen, ist ruhig und federleicht-sparsam instrumentiert. Einer meiner Anspieltipps: das teilweise spanisch gesungene „Pajaros sin Alas“ (Vögel ohne Flügel), temperamentvoll und treibend-triolisch. Besonders stark auch: „Back in the Saddle“, hier sind die CSNY-Anklänge gut zu hören. Und auch bei „Countdown“ erinnern die Harmoniegesänge an selige Hippie-Zeiten… Zur Zeit sind Blame Sally in Deutschland unterwegs – wer kann, sollte sie sich ansehen, legen die Mädels doch Wert darauf, live „all girl“ ohne männliche Instrumentalunterstützung zu spielen. Allen anderen sei „Speeding Ticket and a Valentine“ wärmstens empfohlen.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Ninth Street Opus

Fee Kuhn

17.10.2011