Speech Debelle

“Speech Therapy“

Am Anfang stand ein Song übers Beenden: „Finish this Album“ hieß der erste Track, den die inzwischen 25-jährige Südlondonerin Speech Debelle aufgenommen hatte, um ihn den Verantwortlichen von Big Dada Records vorzustellen. Fünf Jahre später zeigt sich, dass sich die Selbstmotivation gelohnt hat: „Speech Therapy“ ist ein ganz und gar außergewöhnliches HipHop-Album, das durch seine luftig-poppigen Arrangements an frühe Arrested Development- und De La Soul-Platten erinnert, aber nie „oldschool“ klingt, sondern mitten im Hier und Heute agiert. Speech Debelles Stimme ist kratzig, spröde und klingt sehr jung, ohne kindlich zu sein – ihr Style ist unverwechselbar und charakteristisch, am ehesten vergleichbar mit dem ebenfalls aus London stammenden Mike Skinner alias The Streets. Speech traut sich jazzige Experimente (man beachte die Klarinette auf der Single „The Key“), eingängige Popsongs („Spinnin'“), Dub/Reggae („Daddy’s Little Girl“, „Buddy Love“), Jungle („Bad Boy“) und Dubstep („Wheels in Motion“ featuring Roots Manuva). Roots Manuva produzierte auch den Opener „Searching“, ein für ein HipHop-Album ungewöhnlicher Einstieg mit akustischer Gitarre und gestrichenem Schlagzeug.

In Speechs Welt gibt es keine krasse Schwarzweißmalerei, sie reflektiert eher dialektisch-ambivalent: „For every Obama there’s a president Bush, for every activist there is a couch potato…“ Neben politischen Themen widmet sie sich aber auch privaten und alltäglichen Dingen wie langweiligen Bürojobs, abwesenden Vätern, unerfüllter Liebe und dem Leben in der Großstadt. „Speech Therapy“ zeigt, dass HipHop neben Macho- und Gangsta-Gehabe noch viele andere Facetten haben kann: danke, Speech Debelle!

CD, 2009, 13 Tracks, Label: Big Dada

Christina Mohr

21.05.2009