Our Native Daughters
“Songs Of Our Native Daughters“
Tief in der leidvollen, von Unrecht und Misshandlung geprägten Geschichte der Afroamerikaner*innen schürfen Rhiannon Giddens, Amythyst Kiah, Leyla McCalla und Allison Russell mit ihrem ersten gemeinsamen Bandprojekt „Our Native Daughters“. Die Musikerinnen können schon aufgrund eigener Erfahrungen mit Rassismus und Sexismus im Alltag mehr als ein Lied davon singen, was es heißt, eine Frau und schwarz zu sein. In ihren 13 eindrucksvollen Songs ergründen sie jedoch vor allem das Schicksal ihrer Vorfahren, die mit Stärke, Überlebenswillen und Resilienz den Härten der Sklaverei und Vertreibung getrotzt haben und im heutigen amerikanischen Geschichtsbewusstsein bisher so wenig Platz bekommen haben. Dabei ließen sie sich von Erzählungen von Sklaven oder sog. „minstrel shows“ (in diesen malten sich Weiße schwarz an, um in stereotypischer Weise Schwarze darzustellen) inspirieren. Im großartigen „Blood And Bones“ singt Amythyst Kiah von einem Übel, das wie ein Gift in die heutige amerikanische Kultur hineinwirke: viele der Babies, die aus Vergewaltigungen durch weiße Plantagenbesitzern hervorgegangen waren, wurden von ihren Vätern abgelehnt, die eigenen Kinder als Sklav*innen verkauft. Neben vielen dunklen Folk- und Blues-Songs finden sich aber auch Lieder über Liebe, Freude und die heilende Fähigkeit der Musik. „You’re Not Alone“ verströmt angesichts des Terrors und der vielen Amokläufe in der Welt die Hoffnung auf eine bessere Welt. Als zentrales Instrument ist auf der reichhaltigen CD natürlich das Banjo zu hören, denn alle vier spielen das Instrument in verschiedenen Varianten.
CD, 2019, 13 Tracks, Label: Smithsonian Folkways Recordings
Mane Stelzer25.05.2019