Monocular
“Somewhere on the Line“
Elegant und sehr dezent im beige-weißen Cover präsentiert sich “Somewhere on the Line“, Debütalbum des Duos Jan und Nic Koray alias Monocular. Hoffentlich führt diese vornehme Zurückhaltung in der Optik nicht dazu, dass die Platte übersehen wird, denn das wäre sehr schade: Jan und Nic, die sich Anfang 2008 über myspace kennen lernten und umgehend eine intensive Zusammenarbeit begannen, kreieren aus akustischen und elektronischen Instrumenten ein einzigartiges Klanguniversum. Jazz- und Loungeelemente verbinden sich mit Beats, die mal intensiv und tanzbar, mal verschleppt-reduziert eingesetzt werden und so die TripHop-Version 2.0 ergeben (z.B. Songs wie „Cold Machine“, „Nameless“, „Speaking Through Music“). Bands wie Lamb, Portishead oder Mandalay standen hier Pate, wobei Monocular ihren ganz eigenen Sound definieren: wie Portishead verfremden Monocular Stimmen und Instrumente, doch Nic Korays Gesang ist nicht brüchig und fragil wie der von Beth Gibbons, sondern kräftig, selbstbewußt, voluminös. Live werden Jan und Nic von Gastmusikern an Bass und Schlagzeug unterstützt – Monocular sind also keine
Wohnzimmer-Laptop-Band, sondern legen Wert auf dynamische Sounds. Und auf ein schlüssiges ästhetisches Gesamtkonzept: „Give me something I can cling to, something I understand, something beautiful“ singt Nic in „Beautiful“, das man wohl als Schlüsselsong begreifen kann. Tracks wie „U-Turn“ und „Close-Up Photograph“ funktionieren dank eingängiger Hooklines und tiefer Bässe auch im Club, Latin-Einflüsse kommen bei „The Famous Mistake“ zum Einsatz und erinnern ein wenig an Style Council, „Splinters“ ist eine druckvolle Kombination aus Elektropop und Jazzexperimenten – „Somewhere on the Line“ ist ein beeindruckendes und überraschendes Debütalbum, das auf ganzer Linie überzeugt.
CD, 2009, 13 Tracks
Christina Mohr15.04.2009