Thea Hjelmeland
“Solar Plexus“
„Ein Schlag auf den Solarplexus kann zu Schwindel oder Bewusstlosigkeit führen“, steht in der Wikipedia zu lesen – hält frau sich die Schicksalsirrungen und –wirrungen vor Augen, denen Thea Hjelmeland in den vergangenen Monaten ausgesetzt war, bekommt der Albumtitel eine zusätzliche, dramatische Ebene; und es erklärt sich auch, warum Hjelmeland so rasch nach „Oh, the Third..“ (2012) ein neues Album vorlegt. Die Norwegerin bekam ein Baby, kurze Zeit darauf verstarb ihr Partner: Der pure Horror, mehr als ein Schlag in die Körpermitte. Die Singer-/Songwriterin reagierte mit der einzigen ihr sinnvoll erscheinenden Strategie: Sie arbeitete weiter. Komponierte Musik, zunächst ohne Texte, die Worte schienen ihr ausgegangen zu sein. Doch mit der Zeit kamen die Lyrics zurück: Songs über Trauer, Verzweiflung, Schmerz, aber auch Lebensfreude, Selbstbewusstsein und Hoffnung entstanden und flossen in „Solar Plexus“ ein. Wie auf „Oh, the Third..“ verbindet die Sängerin und Multiinstrumentalistin kunstvollen Pop mit Jazz-, Folk- und avantgardistischen Elementen, ihre kristallklare Stimme, die sie gern in mehreren Schichten übereinander legt, schwebt über allem wie unter transparenter Zuckerguss. Die Single „Feathery“ und Songs wie „Nylons“ oder „Define“ sind bittersüß und melancholisch. Mit großer Offenheit singt sie von Verlangen, das ins Leere läuft und von den kleinen Schritten zurück ins Leben. Ein bewegendes, wundervolles Album.
CD, 2014, 9 Tracks, Label: Phonofile / Theah Music (rough trade)
Christina Mohr04.12.2014