Liv Solveig
“Slow Travels“
Mit „Slow Travels“ veröffentlicht die norwegisch-deutsche Multiinstrumentistin (Stimme, Geige, Gitarre) Liv Solveig einen detailreichen Stilmix, der bei jedem Hören zunehmend magische Wirkung entfaltet. Ihre „langsamen Reisen“ hat sie selbst geschrieben und arrangiert und in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Tobias Siebert (Me And My Drummer, Enno Bunger u.a.) genial verfeinert – doch gar so „slow“ wie der Titel es vermuten lässt, sind die 10 Songs nicht. Bereits der Opener beginnt mystisch verhangen und schwingt sich dann kraftvoll-orchestral auf („Cold Heart“), auch das folgende „Sleepless With Endless Thoughts“ atmet zuerst noch bemühte Ruhe, um dann gnadenlos auszubrechen. Auch “Why Were You Smiling” hält eine Überraschung bereit, mit einem Rhythmuswechsel, der zur Message passt: wenn ein Paar nicht genau weiß, wo es steht, kann jede Geste ein Gefühlschaos auslösen. Es ist ein dunkler, irgendwie stets ein bisschen unheilsschwangerer Soundtrack – Solveig nennt ihre Musik denn auch passend „Scandinavian Symphonic Indie“. Als Gernreisende nimmt sie uns mit in die grade so schwer erreichbare Welt, zeichnet den urbanen Puls von Tokio nach („Heartbeat Of Shibuya) und beschreibt, wie sie in Harlem den Tag zur Nacht macht. Am Ende sind wir mit ihr und ihren Mitstreiter*innen im sicheren Hafen angekommen („Slow Travels“) und beginnen gleich noch mal von vorn.
MELODIVA CD-Tipp Mai 2021
CD, 2021, 10 Tracks, Label: Revolver Distribution Services
Mane Stelzer01.06.2021