Daya
“Sit Still, Look Pretty“
Eigentlich möchte frau an Grace Martin Tandon alias Daya gar nicht viel herumkritteln: Die gerade mal 18-jährige aus Pennsylvania stammende Sängerin hat eine tolle Stimme; ihr Hit „Hide Away“ und die Co-Produktion mit dem Producer-Duo Chainsmokers „Don’t Let Me Down“ gehören zu den aufregenderen Sachen, die im Formatradio gespielt werden. Und ihre aktuelle Single, gleichzeitig Titelsong von Daya’s Debütalbum „Sit Still, Look Pretty“, kommt mit knalligen Dance-Beats und kritischem Text daher – sieht doch also bestens aus für die junge Künstlerin! Hört frau sich durch besagtes Album, fällt das Urteil leider nicht mehr ganz so positiv aus. Denn Daya und ihr Produzenten- und Komponistenteam, hauptsächlich Gino „Farrago“ Barletta, der bei allen der 14 Tracks mitverantwortlich zeichnet, verlassen sich auf eine zwar zeitgemäße, auf Langstrecke aber ermüdende Nummer-sicher-Mixtur aus abgesoftetem R’n’B plus hektischen Beats und Autotune-Bearbeitungen an den Vocals. In Kombination mit den Lyrics, die ein bisschen street und dirty, im Grunde aber doch familienfreundlich sein sollen, kommt statt einem neuen toughen Teeniestar eine eher biedere Version von Miley Cyrus heraus. So soll „Thirsty“ verrucht und „I.C.Y.M.I.“ cool und abgeklärt wirken, aber es ist bei jedem Song spürbar, dass hier ältere Männer einem jungen Mädchen ein Album auf den Leib schneidern wollen – und irgendwie passt es nicht. Beziehungsweise wirkt „Sit Still, Look Pretty“ viel zu glatt und konfektioniert, als dass es länger im Gedächtnis bleiben würde. Schade – aber vielleicht wagt Daya künftig ja wirklich mal was, wie der Opener „Dare“ suggeriert.
CD, 2016, 14 Tracks, Label: Z-Entertainment
Christina Mohr28.11.2016