Lebo

“Sister Gwen“

„Was ist das erste, was dir einfällt, wenn du an Musik denkst ?“ darauf Lebo: „Liebe“. Und das spürt man auch bei den ersten Klängen ihres Debutalbums. Fünf, nein sechs Tracks, hat die quirlige Dame mit den interessanten Frisuren auf diese CD gepresst. Lebo Masemola wuchs in Südafrika auf und kam nach dem Schulabschluss nach Hamburg. Dort wollte sie eigentlich Medizin studieren. Besann sich ihrer großen Liebe zur Musik. Durch ihr Umfeld ist sie multikulturell geprägt und war stets von Musik umgeben. Das spiegelt sich auch in ihren Songs wider, sie lässt sich auf keinen konkreten Musikstil festlegen; Township, R’n’B, Hip-Hop, Soul, Jazz, alles ist irgendwie dabei. Auf ihrer Homepage beschreibt sie es selbst als „Afro Soul de Luxe“, in der Tat versprüht sie auf ihrer CD glamurös ihre Energie. Alle Titel der CD hat sie gemeinsam mit HazE, einem Karlsruher Rapper, komponiert und arrangiert. Alle Instrumente wurden von HazE eingespielt, alle Vocals von Lebo, einzig bei den Backingvocals unterstützen Jumaa Prvulovic und Dumisana Mabasa. Mit dem Rapper bildet sie eine ideale Kombination. Bezeichnend für alle Songs sind die jeweils coolen Bassriffs, immer auf den Song abgestimmt, tragen sie einen hindurch. Die Beats klingen groovy, so zum Beispiel ist der Sound der Basedrum in „Hope“ ähnlich einer Human Beatbox. Alles erinnert irgendwie an die 70er und doch ist es anders, moderner. Im Titelsong „Sister Gwen“ beschreibt sie die Sorte älterer, einsam gewordener Damen, die in deiner Nachbarschaft wohnen, die stets wach sind, denen nichts entgeht, die jeder irgendwie kennt, die dadurch aber auch liebenswert sind. Die Strophe singt sie in Englisch, wechselt im Refrain auf ihre Muttersprache, Pedi. Die Wechsel zwischen den Sprachen setzt sie in ihren Songs bewusst als persönliches Stilelement ein, um damit die besonderen Stimmungen zu erzeugen. Und es ist ein wenig wie beim Scatten: auch ohne, dass das Publikum ihre Worte versteht, transferiert sie ihre Botschaften an die Zuhörer. In „Pretty Thing“ nimmt sie auch sozialkritische Themen auf. So zeigt sie auf junge Mädchen, die von wesentlich älteren Männern schwanger werden oder jene, die nicht den Mensch, sondern den Geldbeutel heiraten – mit allen Konsequenzen. Es ist eine entspannt chillige Platte geworden, mit den richtigen Beats in der richtigen Time. Mit sechs Tracks etwas kurz, aber jeder fängt mal klein an. Macht Lust auf mehr.

CD, 2016, 6 Tracks, Label: BrillJant sounds

Anja Klein

17.07.2016