Yael Naim & David Donatien
“She Was A Boy“
Seit Yael Naim vor drei Jahren mit „New Soul“ einen Überraschungshit landete, der auch als Werbemusik für das Apple Macbook Air um die Welt ging, ist die in Paris geborene und in Tel Aviv aufgewachsene Tochter tunesischstämmiger Eltern so beliebt wie Norah Jones oder Katie Melua und das mit Recht: Die polyglotte Sängerin mit dem hellen Sopran hat Talent, kann auf eine interessante Biografie verweisen und ist dazu höchst sympathisch. Musikalisch macht Yael Naim auch alles richtig – zumindest, wenn man auf den erwartbaren Erfolg ihrer neuen Platte blickt. Naim und ihr musikalischer Partner David Donatien ziehen auf „She Was A Boy“ alle Register, von softem Jazz über Pop mit leicht orientalischen Anklängen, Beatles-Reminiszenzen, Blues, Folk und Rummelplatz-Schunkelmelodien ist für jede/n etwas dabei, mit Xylophon, Klarinette, Harmonium, Glockenspiel und Marimba wundervoll instrumentiert. „Stilistische Vielfalt“ wird solch ein breites Spektrum gerne genannt und es ist auch völlig in Ordnung, dass Yael Naim sich nicht auf ein einziges Genre festlegt. Dennoch: „She Was A Boy“ ist ein bisschen zu perfekt, das Album wirkt wie ein fotogeshopptes Model. Die Grundlage ist sehr schön und Naim eine wirklich gute Sängerin, aber wie bei der heute üblichen nachträglichen Bildbearbeitung wurden jegliche Ecken und Kanten aus den Songs herausgeschliffen. Selbst das im Titeltrack angedeutete sensible Gender-Thema wird ganz behutsam und mainstreamkompatibel angepackt, damit es nicht weh tut. Ergebnis ist ein zeit- und ortloses Produkt, das auch von den oben erwähnten Norah Jones und Katie Melua stammen könnte. „She Was A Boy“ wird Menschen gefallen, die Lady Gaga verachten, weil sie angeblich „zu künstlich“ ist. Wie „echt“ die Musik von Yael Naim ist, sei dahingestellt.
CD, 2011, 13 Tracks, Label: Tot ou tard
Christina Mohr03.05.2011