She-Devils

“She-Devils“

Es gibt ja jede Menge Bands, die sich aus dem Fundus der Sechziger Jahre bedienen, aber nur wenigen gelingt es, über die nostalgische Referenz hinauszuweisen. Ganz anders das aus Montreal stammende Duo She-Devils – wobei Keyboarder Kyle Jukka genau genommen ja ein He-Devil ist, aber wir wollen mal nicht so streng sein. Denn die Faszination und Ausnahmestellung der She-Devils geht in erster Linie von Audrey Ann Boucher’s Gesang aus: Dunkel, melancholisch, distanziert und doch unter die Haut gehend klingt sie wie „Nancy Sinatra und Hope Sandoval während einer Séance“, wie es ein britisches Musikmagazin beschrieb. Bei Songs wie „You Don’t Know“ oder dem hypnotischen Opener „Come“ entstehen Bilder von einst glamourösen, leicht heruntergekommenen Badeorten wie Deauville vor dem inneren Auge, die junge Francoise Hardy winkt aus der Ferne… das cineastische Moment in der Musik der She-Devils ist kein Zufall: Boucher und Jukka sind große Fans von Regisseuren wie John Waters, Andy Warhol oder Gregg Araki, gleichermaßen schrägen wie stilprägenden Künstlern also. Um diese visuellen Prägungen musikalisch umzusetzen, arbeiten She-Devils mit spartanischem elektronischen Equipment, antik und analog; zitieren typisch amerikanische Surfsounds ebenso wie französische Chansons und YéYé der 1960er. Audrey Ann begann mit dem Musikmachen erst vor vier Jahren, aber die She-Devils klingen nicht amateurhaft: Vielmehr kreieren sie aus den Versatzstücken der Popgeschichte eine ganz eigene Welt.

CD, 2017, 10 Tracks, Label: Secretly Canadian

Christina Mohr

17.05.2017