Veronika Harcsa & Bálint Gyémánt

“Shapeshifter“

„Gestaltwandler“ hat das ungarische Duo Veronika Harcsa und Bálint Gyémánt sein neues Album genannt, das sich darauf erstmals im Quartett mit den belgischen Musikern Nicolas Thys (b) und Antoine Pierre (dr) präsentiert. Mit dieser Rhythmusgroup haben die beide einen guten Griff getan, denn die intensive Musik des Duos bekommt durch sie ein erdiges, rhythmisch häufig raffiniertes Fundament. Es lohnt sich, sich einzuhören in diese Musik, die Jazz, Psychedelic Rock und Singer-/Songwriter vereint. Häufig beginnt sie mit einem ruhigen Intro, in dem sich Harcsas mal an Joan Baez, mal an Björk erinnernde, tolle Stimme voll entfalten kann. Gyémánts Gitarrenspiel entwirft mit zahlreichen Effekten ein vielfältiges Klangpanorama. Im Stück „San Fransicso“ erreicht die Platte ihren ersten Höhepunkt, wenn die Band regelrecht ausbricht. In ihren poetischen Texten reflektiert Harcsa ihren eigenen umtriebigen Alltag zwischen London und Budapest: „Unsere ständige Mobilität ist widersprüchlich und erzeugt Ungewissheit. Wir können die Welt erobern, an ferne Plätze gelangen, das Beste aus allen Kulturen bekommen. Gleichzeitig werden wir überwältigt von der Flut der Eindrücke und Informationen, suchen nach Ruhe und verstecken uns vor dem Lärm„. Es ist diese Sehnsucht nach Befreiung, ein mühsam unterdrücktes Verlangen, das diese Musik durchzieht und das im letzten Blues-Stück „Rebel“ seinen stärksten Ausdruck findet. Dann gesellt sich noch ein genialer Männerchor zu ihr und es blitzt eine ergreifende Dynamik auf, die an amerikanische Singer-/Songwriter*innen wie Jeff Buckley erinnert.

CD, 2019, 8 Tracks, Label: Traumton Records

Mane Stelzer

13.03.2019