Lula Wiles

“Shame And Sedition“

Auf ihrem neuen Album “Shame And Sedition” laden Lula Wiles ihr Publikum in unbequeme, konfrontative Sphären ein. Da sind Scham und Schuld auf der einen Seite, weil Menschen seit Generationen vor allem indigene Kulturen ausbeuten, plündern und unterdrücken. Auf der anderen Seite steht die Kraft zu konfrontieren, aber auch zuzuhören, zu verstehen, neu zu vertrauen und letztlich, die Macht zurückzuerobern. Um diese Pole kreisen die Songs von Mali Obomsawin (voc/b), Eleanor Buckland (voc/g/fiddle), Isa Burke (voc/g/fiddle) und Sean Trischka (dr). Sängerin und Bassistin Obomsawin ist selbst eine Angehörige der Abenaki First Nation in Odanak (Kanada) und versucht, mit ihrem Projekt Bomazeen Land Trust für die „rematriation“, die Rückübernahme des geraubten Landes zu kämpfen: „We have been looted of our lands. We have been looted of our lives and bodies. We have been looted of our labor. But we will never be looted of our fire – our right to reclaim what is ours, and our power to ignite revolution and liberation”. Ihre kämpferischen Songs kleiden Lula Wiles in dunkle, erdige Folkmusik, die alles andere als eingängig und vorhersehbar ist; vielmehr bringt jedes Anhören wieder etwas Neues zutage. Die Kraft dreier wunderschöner Stimmen, eine schwummerige Orgel, kratzige E-Gitarrensounds, der markante Klang der Fiddle, warme Basslines, auf den Punkt gesetzte Drums. Das Album trifft den Nerv der Zeit – denn es erweist sich selten als klug, sich mit den scheinbar einfachen Antworten zu begnügen.

MELODIVA CD Tipp August 2021

CD, 2021, 11 Tracks, Label: Smithsonian Folkways

Mane Stelzer

23.08.2021