Ulrike Haage

“Sélavy“

Einfache Schnullipopmusik ist von Ulrike Haage auch nicht zu erwarten. Die Rainbirds-Zeiten sind unwiderruflich vorbei. Uups, Entschuldigung, natürlich haben die Rainbirds nicht nur Schnullipop gemacht. Heutzutage jedoch ist die Preisträgerin des letztjährigen Deutschen Jazzpreises mit ihrem Piano, dem Sampler und einem besuchsweisen Cello nur noch im anspruchsvollen Grenzgebiet zwischen Elektronik und Jazz unterwegs, auf der Suche nach dem Leben. Ulrike Haage stieß dort neben gelegentlichen unvermittelten Knacksern auf viele perlende Melodien, einige wenig abwechslungsreich beepende Computer, auf pochende puckernde Beats und ein paar russische Sprachfetzen, die neben Marcel Duchamps abschließenden Worten über Kunst und Intuition die einzigen nichtinstrumentalen Töne sind. Geschüttelt und gerührt ergibt das eine Art Filmmusik, nur fehlt der Film. Erstaunlicherweise entsteht hier je nach Stimmung ein anderer im Kopf – eine ideal anpassungsfähige Soundcollage.

CD, 2004, 10 tracks, Label: Content Re (edel)

Irene Hummel

18.11.2004