Tori Amos

“Scarlet’s Walk“

Was inspiriert eine amerikanische Künstlerin im Jahr 2002 zur Zusammenstellung ihres neuen Albums? Na klar, der 11. September 2001. Glücklicherweise geschieht dies bei Tori Amos nicht in Form von pathetischer Betroffenheit und Patriotismus, sondern durch eine fiktive Reise durch Amerika. Gegenwart und Vergangenheit des Landes werden dabei kritisch betrachtet, mal aus einer persönlichen, mal aus einer politischen Perspektive. Amos‘ Auseinandersetzung mit der Unterdrückung der Ureinwohner schlägt sich zum Teil auch musikalisch nieder: Sowohl Melodik als auch Percussion haben stellenweise einen indianischen Touch. Dies hat für die Sängerin und Pianistin einen persönlichen Bezug – schließlich stammte Opa von den Cherokee ab – ist aber auch rein klanglich betrachtet eine Bereicherung. Ein anderer Sound entsteht in den drei Stücken, in denen sie Streicherarrangements einbezieht. Man könnte sich allerdings fragen, ob sich der Aufwand lohnt, für ein paar hübsche Klänge die Sinfonia of London zu engagieren. Für den Schlusstitel „gold dust“ ist es in jedem Fall die Mühe wert: Hier entsteht dadurch ein interessantes Arrangement, in dem Tori auch am Klavier stärker in den Vordergrund tritt. Das könnte sie für meinen Geschmack ruhig häufiger machen! Alles in Allem schöner Pop, der der HörerIn nicht allzu viel Konzentration abfordert, aber viel zu gut ist, um als „Weichspülermusik“ abgetan zu werden!

CD, 2002, 18 Tracks, Label: Epic / Sony

Ilka Siedenburg

15.12.2002