Martha Wainwright

“Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris“

Martha Wainwright hat es nicht ganz leicht, sich in der großen weiten Welt des Popgeschäfts zu behaupten. Ihre Eltern sind der US-amerikanische Singer-/Songwriter Loudon Wainwright III und die kanadische Musikerin Kate McGarrigle; der wunderbare Rufus Wainwright ist ihr Bruder. Als seien diese Bürden öffentlichen Erwartungsdrucks nicht schon schwer genug, wagt die 33-jährige Sängerin mit ihrem neuen Album einiges: Sie interpretiert fünfzehn Lieder des französischen Nationalheiligtums Édith Piaf neu. Das hätte ganz schön schief gehen können, schließlich wird dem 1963 verstorbenen „Spatz von Paris“ derart große Verehrung zuteil, dass EpigonInnen daran nur scheitern können. Aber Martha Wainwright gelingt das eigentlich Unmögliche, sie setzt den Piaf-Chansons einen eigenen Stempel auf, ohne sich den Originalen zu stark anzubiedern. Wainwright kopiert den exaltiert-kapriziösen Stil der Piaf nicht, sondern lässt ihrer eigenen, folk- und poperprobten Stimme freien Lauf – und, vielleicht am Wichtigsten: Piafs Hymne „Non, Je ne regrette rien“ fehlt auf „Sans Fusils, Ni Souliers, A Paris“. Eine kluge Entscheidung Wainwrights, sich auf weniger bekannte Lieder wie „Adieu Mon Coeur“, „Vieux Piano“ oder „Une Enfant“ zu konzentrieren; besonders gelungen ist ihre intensive Version von „Le Foule“. Die einfühlsame Bandbegleitung (produziert von Hal Willner) tut ein Übriges zum Gelingen, aufgenommen wurden die Stücke während dreier Auftritte im New Yorker Dixon Place Theatre im Juni 2009. Über den „Umweg“ über Édith Piafs Chansons schafft es Martha Wainwright, aus dem Schatten ihrer erfolgreichen Familie herauszutreten und ihre eigene Stimme zu finden – Chapeau!

CD, 2009, 15 Tracks, Label: Cooperative Music/Universal

Christina Mohr

13.12.2009