Al Andaluz Project

“Salam“

Hier sind sie mit ihrer dritten CD, die fantastischen Mittelalter-Botschafter der kulturellen und religiösen Toleranz: Salam, Frieden, lautet der programmatische Titel. Frieden herrschte im maurisch besetzten Andalusien, und er ermöglichte eine einmalige Blüte der christlichen, arabischen und sefardischen Kultur. Die Reconquista beendete diesen Zustand durch Vertreibung und Ermordung der Araber und Juden. Die Kultur überlebte, teils offen sichtbar in den grandiosen Bauten, teils im Verborgenen. Der Ausgrabungsarbeit der lyrisch-musikalischen Tradition haben sich Al Andaluz Project verschrieben. Diesmal widmen sie sich v.a. der provenzalischen Troubadour-Kunst, die ja der Ursprung auch der mitteleuropäischen Sänger war. Mit orientalischen und mittelalterlichen Instrumenten sowie den drei schönen weiblichen Stimmen rufen sie eine ferne Zeit wach, die sich doch in ihren Liederthemen oft so wenig von unserer unterscheidet: Da wird im mitreißenden Opener „Esterika Serfati“ Untreue beklagt, in „La Mar“ Liebessehnsucht thematisiert, und das wunderschöne „El Rey de Fransia“ schildert den Liebestraum eines Mädchens. Aber auch religiöse Themen finden sich – Lobpreisungen des Propheten Mohammed und der Jungfrau Maria, sowie damals populäre Schilderungen von Wundern („Madre de Deus“). Musikalisch erschließt sich einiges sehr schnell, anderes wird wohl zunächst hauptsächlich von Kennerinnen des orientalischen Tanzes goutiert werden, von denen es bei uns ja inzwischen viele gibt. Die 14 Lieder lange CD wird nie langweilig dank des traumschönen Gesangs und der Vielfalt der Rhythmen. Andalusische Lieder aus Tunesien, sefardische aus Griechenland, Frauenlieder aus Marokko, altprovenzalische orientalische Tanzweisen: Al Andaluz Project führen uns eines eindringlich vor Augen: Menschen unterschiedlicher Kulturen kommen sehr gut miteinander aus und sind imstande, Großes für sich zu leisten. Es war und ist das Machtstreben von Eliten, das diese paradiesischen Zustände immer wieder zu verhindern weiß.

CD, 2013, 14 Tracks, Label: Galileo Music

Fee Kuhn

08.01.2014