Shoot The Moon

„Saints & Fools“ ist bereits das vierte Album der Band Shoot The Moon um die Saxofonistin Almut Schlichting (und die zweite Scheibe auf ihrem eigenen Label Tiger Moon Records). Weibliche Verstärkung bekommt sie von Winnie Brückner am Gesang; Tobias Dettbarn an der Bassklarinette, der Kontrabassist Sven Hinse und Schlagzeuger Philipp Bernhardt machen das Quintett komplett. “Schillernd, witzig, kratzbürstig” urteilte das Jazzpodium über die Musik, die Schlichting schreibt. Bei ihrem neusten Streich hat sich die Musikerin, die schon lange in Berlin lebt und arbeitet, von der weltlichen Musik des Mittelalters inspirieren lassen. Denn die sei „rauer, vitaler und rhythmischer als die Musik der Kirchen und Klöster“. Irische und französische Folksongs, sephardische Lieder, Reden der Königin von England Elizabeth I., William Shakespeare, ja, sogar ein Kochbuch aus dem 16. Jhdt. dienten als Insipriationsquellen. Skurilles hat sie da wohl gefunden, was sich auch in den Anrufungen der „urban saints“ niederschlägt: dort wird St. Drogo, der Heilige der Kaffeehausbesitzer, gebeten, den Kaffee nicht versiegen zu lassen, oder St. Lucy soll davor bewahren, dass eine Mauer mit Plakaten vollgeklebt wird. In einem mitteralterlichen Rezept erfährt man, wie Kaninchen zuzubereiten ist. Das Ganze ist keine leichte Kost, vielmehr verschachtelt und vertrackt, Fragmente aus europäischer Folkore und Hofmusik übersetzt in zeitgenössischen Jazz des 21. Jhdts. Eine interessante Mischung, die zum mehrmaligen Hören einlädt.

MELODIVA CD Tipp März 2016