Teenagersintokyo
“Sacrifice“
„Sacrifice“ ist das Debütalbum einer dieser Bands, die sich in den New Wave-Sound der 1980’er Jahre verliebt haben, obwohl die MusikerInnen (vier Frauen, ein Mann) erst in den letzten Tagen besagten Jahrzehnts geboren wurden. Teenagers In Tokyo, die verwirrenderweise aus Sydney stammen, bauen stark auf Atmosphäre und Effekt, wobei ihnen – anders als z.B. The XX aus London – leider (noch) das Händchen für gute Melodien fehlt. Der Titeltrack ist ein recht pompöses Gothic-Stück, das den Trockeneisnebel in dicken Schwaden durchs Wohnzimmer weht. Die neun darauf folgenden Songs sind instrumental superb, flirrende Synthies kontrastieren aufs Schönste mit perlenden Gitarrenlicks, präzisen Drums, dicken Bassläufen und teilweise sehr knackigen Funkbeats. Schade nur, dass so mancher Gitarrenpart fast eins zu eins von Cure-, Joy Division-, Siouxsie & The Banshees- und New Order-Stücken übernommen wurde und beim flüchtigen Genuss der Eindruck entsteht, man höre bisher verschollene Lieder dieser Bands. Beim genauen Hinhören bekommt man dieses Gefühl allerdings nicht, denn da ist ja noch Samantha Lim, die Sängerin der Teenagers: das Presseinfo deliriert über „Lims fragiles, unschuldiges Auftreten, welches flüchtige Blicke in das Chaos dahinter erlaubt. Es ist ein trügerischer Schatten, der mit gezogenen Messern auf die Tanzfläche stürmt.“ Sorry, aber Samantha Lims Stimme ist viel zu dünn und kindlich, um irgendein Chaos hinter sich verbergen zu können. Live sind TIT gewiss überzeugend und mitreißend, schließlich spielten sie schon vor CSS, den Slits und The Gossip und konnten eine begeisterte Fangemeinde erobern. Auf CD klingen die fünf AustralierInnen ziemlich kontur- und orientierungslos. Vielleicht sollten sie sich umbenennen: in
Teenagers Lost In Tokyo.
CD, 2010, 10 Tracks, Label: Rykodisc (Warner)
Christina Mohr02.08.2010