Gamine

“Sabotage“

André Malraux hat einmal behauptet, ein Künstler schaffe sein Werk nicht, er entdecke es. „Gamine“ ist das Werk von Claudia Barton und Ian Williams. Sie haben es aus alten Filmen, Chansons, Kabaretts und Bars zusammengetragen. Claudia Barton ist nicht nur Chanteuse, sie ist auch Chansonnière und Granddame. Sie leiht Gamine ihr Gesicht, ihre Mimik und ihre großen Gesten. Ian Williams ist der Diseur im Hintergrund am Steinway von 1907. Beide spielen ihre Rollen perfekt, am richtigen Ort (aufgenommen wurde in einem Chateau in Frankreich) und mit Entschlossenheit. Manchmal sind sie so überzeugend, dass man nicht mehr weiß, was wichtiger ist, die Geste oder die Musik; was das Hauptwerk und was der Effekt? Und deshalb findet man auf „Sabotage“ nichts wirklich Neues. Ian Williams spielt melancholische Weisen und Claudia Barton klingt ein wenig wie Jane Birkin, Carla Bruni oder Myléne Farmer. Das Verruchte, Erfahrene, ein wenig Verbrauchte einer Edith Piaf fehlt ihr. Nichtsdestotrotz haben Gamine mit „Sabotage“ ein stimmiges, melancholisches Album gemacht, das in gewissen Dosen genossen, durchaus überzeugt, wenn auch nicht überrascht. Immerhin, zu „Oh, What A Kiss!“ würde ich zu gern in einem Traction Avant Coupe im Sommer durch die Bretagne fahren.

CD, 2006, 14 Tracks, www.gamine.net, Label: The Flower Shop Recordings

Nadine Hartung

20.04.2006