Jessica Gall

“Riviera“

Mitten in Berlin wurde sie geboren, die 32-jährige Sängerin/Texterin/Komponistin, aber sie ist keine Szenefrau, sondern eher Naturliebhaberin. Deshalb ließ sich die studierte Jazzmusikerin für ihre dritte CD vom Meer inspirieren, seit jeher Projektionsfläche für Sehnsucht, Freiheit, Weite, Fernweh. Diese Gefühle strahlen die fast durchweg ruhigen 13 Lieder auf „Riviera“ tatsächlich aus. Beispielsweise gleich das erste, „I Close My Eyes“: ein paar Akkorde der Akustikgitarre, dann eine angenehme, weiche, völlig ungekünstelte, tiefe Mezzosopranstimme mit einer eingängigen Melodie. Dazu etwas Percussion, Klavier… Sehr schön ruhig-swingend auch das titelgebende Stück oder das wunderschön melodische „Rain“. Bei „Pardon me“ wird etwas Fahrt aufgenommen in Richtung Rockabilly mit flott-jazzigem Gesang. Die Aufregung legt sich aber bald wieder und es geht weiter in ruhigen, sanften Wassern… Die von Kritikern oft und gern eingeforderten Ecken und Kanten findet man hier selten, noch am ehesten in den Sound-Experimenten von „Intro“, aber Jessica Gall liebt nicht die stürmische, tosende, sondern die glatte See. Geschichten transportieren will sie, und wer sich gerne wegträumt an freundliche Gestade, dem sei diese CD wärmstens empfohlen.

CD, 2012, 13 Tracks, Label: Herzog Records

Fee Kuhn

23.08.2012