Wildbirds & Peacedrums

“Rivers“

„Musiziere lieber ungewöhnlich“ könnte die Devise des schwedischen Duos Wildbirds & Peacedrums lauten: Mariam Wallentin und ihr Ehemann Andreas Werliin arbeiten nur mit Stimme und Percussion. Diese so einfache wie radikale Vorgehensweise begeisterte schon Björk, die ein großer Fan der beiden ist, Bands wie Deerhoof, Efterklang und Bonnie „Prince“ Billy nahmen Wildbirds & Peacedrums als Supportact mit auf Tour. Mariam und Andreas lernten sich an der Göteborger Universität kennen, wo sie musikalische Improvisation studierten – den Improvisationscharakter tragen ihre minimalistischen Songs noch heute in sich. Jazz und Folk sind die Grundlagen, auf denen Wildbirds & Peacedrums etwas ganz Eigenes schaffen: die Musik des Duos ist einerseits zärtlich, emotional und intim, aber auch wild, experimentell und kühn. Etwas Unbeschreibliches, Ungreifbares schwingt durch das Album „Rivers“, das aus zwei vorab einzeln veröffentlichten Eps besteht. Auf „Retina“ dominieren Mariams klarer, kräftiger Gesang und sphärische Chöre, „Iris“ bezaubert durch Steeldrums, die Andreas‘ Schlagzeug begleiten. Die Melodien sind einfach und betörend, Mariam hat etwas von einer modernen Sirene, der man sich nicht entziehen kann. Die Percussion ist mal tribalartig kraftvoll, um dann in ozeanisch anmutenden Wellenbewegungen auszuklingen. „Rivers“ ist dem Wasser gewidmet, die Tracks heißen „The Wave“, „The Drop“, „The Well“, oder „Under land and over sea“. Auch wenn bis hierhin ein anderer Eindruck entstanden sein mag: wir sprechen nicht über das esoterische Projekt zweier abgedrehter Spinner. Wildbirds & Peacedrums mögen mit den Elementen spielen und schwedische Geister beschwören, „Rivers“ ist zugänglicher, als man zunächst denkt – Mariam und Andreas sind wesentlich geerdeter als ihre Mentorin Björk.

Doppel-CD, 2010, 5+5 Tracks, Label: Leaf

Christina Mohr

10.11.2010