Ally Venable
“Real Gone“
„Little guitar queen, I was just sixteen…“, so beginnt der Titelsong des neuen Albums der inzwischen 23jährigen Rock- und Blues-Sängerin/Gitarristin, und somit wird klar, warum das schon ihr fünftes Album ist. Bei der Besprechung ihrer letzten Veröffentlichung schrieb ich, sie mache keine Gefangenen, und das gilt auch immer noch für die neuen Abgeh-Nummern wie „Real Gone“ oder „Kick Your Ass“, wo man ihr sofort glaubt, dass sie ihren schlunzigen Boyfriend samt ebensolchen Freunden rausschmeißt, wenn er sich nicht ändert. Aber Ally ist reifer geworden, nachdenklicher, etliche Songs reflektieren das Fortgehen und Heimkommen, das erwachsener Werden – Themen, die man gut nachvollziehen kann, auch wenn man nicht wie sie seit 16 auf Tour ist. „Gone So Long“ ist so ein ergreifendes, langsames Lied mit passender, sparsamer Gitarre, besonders aber das traumschöne „Broken And Blue“, wo Joe Bonamassa ein ebensolches Gitarrensolo beisteuert, und wo klar wird, dass sie wirklich ausdrucksvoll singen kann. Das groovige „Justifyin‘“ punktet mit souligem Chor und dröhnendem Hammond-Sound, der 12-Takter „Texas, Louisiana“ bietet fröhlichen Call-and-Response-Gesang mit dem Blues-Urgestein Buddy Guy, und „Two Wrongs“ entlässt uns mit kantigem Rock. Ein abwechslungsreiches Werk, cleveres Songwriting, tolle Gesangs- und Gitarrenarbeit, kurz: sehr zu empfehlen!
CD, 2023, 12 Tracks, Label: Ruf Records
Fee Kuhn07.03.2023