Stacey Kent

“Raconte-Moi…“

Bereits mit ihrem 2007 erschienenen Album „breakfast on the morning tram“ wich Stacey Kent von der üblichen Auswahl an Jazz Standards ab und legte eine feine Auswahl klar-moderner, intelligent-humorvoller Neukompositionen und zarter Neuinterpretationen vor. Für das Album, das unter anderem vier eigens für sie geschriebene Stücke mit Texten von Kazuo Ishiguro, dem Träger des Booker-Price enthielt, erhielt sie unter anderem den German Jazz Award.
Mit ihrem neuen Album „Raconte-moi…“ bewegt sich Stacey Kent noch weiter vom Jazz Mainstream weg und hin zum Chanson. Seit langem schon pflegt die angloamerikanische Jazzsängerin aus New Jersey ein besonderes Verhältnis zu Frankreich, wo sie zunächst studierte und im Laufe ihrer Karriere immer wieder lebte. Obwohl ihr letztes Album nur drei französischsprachige Stücke enthielt, lag Frankreich ihr zu Füßen. Ihr Album erhielt Platinstatus und Stacey Kent wurde 2009 der „ordre des arts et des lettres“ verliehen. Nicht überraschend also, dass die Sängerin nun ein ganzes Album in französischer Sprache aufgenommenen hat. Dabei widmet sie sich mit Stücken von Paul Misraki, Richard Rodgers und Oscar Hammerstein oder Pierre Grosz zum einen Klassikern aus der Chanson- und Musicalgeschichte und zum anderen den Vertretern des Neuen Chansons, wie Benjamin Biolay und Keren Ann, Camille D’Avril und Claire Denamur.
Wie schon bei ihrer letzten CD hat sich Stacey Kent der Arrangements ihres Mannes Jim Tomlinson bedient, über die die Wochenzeitung „Die Zeit“ schrieb, sie seien Musik gewordene Rücksichtnahme. Tomlinsons Arrangements sind nicht ein Jota aufdringlicher geworden und schaffen damit den richtigen Rahmen für Stacey Kent, musikalische Kleinodien präsentiert.
Ihre präzise, reduzierte, manchmal fast kindliche Stimme steht dabei in sonderbarem Gegensatz zu den teils schwermütigen Themen des Albums. Ganz besonders berührend ist dieser Kontrast bei dem Stück „le mal de vivre“ der französischen Chansonnière Barbara (Monique Andrée Serf), das sich in dieser eigenwilligen Neuinterpretation vor dem Original keineswegs verstecken muss.

CD, 2010, 12 Tracks, Label: Blue Note

Luise Torvelainen

18.03.2010