Laurel Halo
“Quarantine“
This is… strange: schon das Cover von „Quarantine“ verwirrt. Zuerst sieht man die bunten Manga-Girls und denkt sich, „ach, wie süß“, auf den zweiten Blick bemerkt man, dass sich die hübschen Mädchen Messer in den Bauch rammen, also Harakiri betreiben. Die Musik der 25-jährigen Ina Cube alias Laurel Halo aus Ann Arbor, die außerdem noch unter dem Pseudonym King Felix Technobeats veröffentlicht, wirkt ebenfalls auf verschiedenen Ebenen. Zunächst nimmt man den schwebenden, ambientartigen Elektronik-Klangteppich wahr, durchwoben mit asiatisch anmutenden Tönen – die Assoziation „Asien“ eröffnet sich aber nur mangels greifbarerer, konkreterer Vergleichsmöglichkeiten. Und das möchte man doch so gern: vergleichen, sich an Bekanntem orientieren. Schlaubergerhaft bemerken, dass Laurel Halo bestimmt ganz viel frühen Brian Eno gehört hat oder Faust, oder sich an der Filmmusik von Angelo Badalamenti orientiert. Aber nix da, Vergleiche funktionieren nicht, so etwas wie Laurel Halo hat man einfach noch nicht gehört. Jedenfalls nichts, was mit Tracks wie „Airsick“, „MK Ultra“ oder „Carcass“ in Verbindung zu bringen wäre. Ja, auch Polica und Zola Jesus verfremden ihre Stimmen so sehr, dass sie wie ein Instrument unter anderen wirken – Laurel Halo klingt aber noch eine Spur sphärischer, körperloser, synthetischer und zugleich organischer. Worte sind oftmals nicht zu erkennen, und so klebt man mit dem Ohr am Lautsprecher, verzweifelt nach Anhaltspunkten lauschend. Freundlich lächelnd zieht Frau Halo ein Messer und sticht in deine Stirn. Blut fließt, Blockaden verschwinden und plötzlich kommen einem die drei letzten Songs des Albums, „Morcom“, „Nerve“ und „Light & Space“ so vertraut und eingängig vor wie kaum etwas zuvor.
CD, 2012, 12 Tracks, Label: HyperDub
Christina Mohr20.06.2012