Schneeweiß und Rosenrot

Wer sich wie diese in Berlin beheimatete Band nach einem gleichnamigen Märchen benennt, hat einen Sinn für Poesie und/oder Humor. Der zeigt sich in witzigen (englischsprachigen) Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Versen, aber auch in der Musik, die sich keinen Deut um Genregrenzen oder Liedformate schert. Mit kapriolesken Wortspielereien wandelt Sängerin Lucia Cadotsch auf eigenwilligen Pfaden und geht mit der Band eine manchmal sperrige Verbindung ein – ganz klar das Markenzeichen der multinationalen, schweizerisch-deutsch-schwedisch-luxemburgischen Formation. Tonale Freiheit sozusagen. Eher zartbitter als Vollmilch. Wer sie doch in eine Schublade stecken will: im weitesten Sinn Art Rock, aber „popsongs with a (jazz) difference“ (Jazzcity) trifft es wohl am besten. Im Märchen gibt es ein Happyend: Schneeweißchen heiratet den entzauberten Königssohn und Rosenrot bekommt den Bruder ab. Wär doch gelacht, wenn die vier im Sommer nicht auf weißen stolzen Rössern glücklich den (Jazz-)Festivalbühnen der Saison entgegenreiten würden.

MELODIVA CD Tipp April 2011